63. Deutscher Schützentag im niedersächsischen Walsrode
  02.05.2023 •     Verband , HSV , Vereinsinfos , DSB


Alle zwei Jahre findet der Deutsche Schützentag statt, doch nach der coronabedingten Absage des Schützentages 2021 in Gotha freute sich der Präsident des Deutschen Schützenbundes Hans-Heinrich v. Schönfels, dass endlich wieder eine Ausrichtung in Präsenz möglich war. „Wir sind froh, dass wir uns im Heidekreis wieder alle in Präsenz begegnen“, so der DSB-Präsident über einen wichtigen Bestandteil des Schützenwesens in Deutschland.

Nach dem Auftakt am Donnerstag (27. April) mit einer DSB-Präsidiumssitzung im Ringhotel „Forellenhof“ in Walsrode-Hünzingen, einer anschließenden Pressekonferenz und dem Empfang durch den Ministerpräsidenten des Landes Niedersachsen Stephan Weil in der „Alten Reithalle“ von Soltau, standen am zweiten Tag die Gesamtvorstandssitzung im Ringhotel „Forellenhof“ und ein Empfang des Landrates Jens Grote im Eggershof in Soltau-Ellingen auf dem Programm.


„Hessenabend“ für 34 Delegierte

Für die 34 Delegierten des Hessischen Schützenverbandes begann der 63. Deutsche Schützentag mit einem „Hessenabend“ im Hotel „Heide Kröpke“ in Essel. In dessen Verlauf berichtete Präsidentin Tanja Frank von den vorangegangenen Veranstaltungen. Bereits bei der Gesamtvorstandssitzung hatte es Diskussionen um die vom DSB-Präsidium geplante Mitglieder-Beitragserhöhung gegeben. Der DSB plant, die Beiträge in zwei Schritten von jeweils 50 Cent in den Jahren 2025 und 2027 zu erhöhen. „Es geht um die Planungssicherheit des DSB“, erklärte Tanja Frank die Gründe für die geplante Erhöhung. Vizepräsident Markus Weber ergänzte die Ausführungen von Tanja Frank und erklärte, dass es vom Präsidium des Hessischen Schützenverbandes keine Handlungsempfehlung gibt und jeder Delegierte für sich entscheidet, ob der Vorschlag des DSB-Präsidiums angenommen wird.

Im Rahmen des „Hessenabends“ dankte Präsidentin Tanja Frank insbesondere der Geschäftsstellenmitarbeiterin Stina Grupe und Geschäftsführer René Ullrich für die Vorbereitungen der hessischen Teilnahme am Deutschen Schützentag. Als „eine schöne Einlage“ bezeichnete Tanja Frank eine Kegelveranstaltung im Hotel. Bezirksschützenmeister Florian Keil nahm für die Teilnehmer die Siegerehrung vor. Der siegreiche Oliver Frank erhielt einen Pokal, dem letztplatzierten Jens Kröger überreichte Tanja Frank unter dem Applaus der übrigen Delegierten eine „Königskrone“.

Der Festakt vor der Delegiertenversammlung

Am Samstagvormittag (29. April) stand die Heinrich-Kemner-Halle in Walsrode-Krelingen im Mittelpunkt, zunächst bei einem Festakt und der Übergabe des Bundesbanners an den Landrat des Heidekreises sowie bei der anschließenden Delegiertenversammlung.

Der Festakt mit musikalischer Einstimmung durch die Blaskapelle Hemslingen begann mit dem Fahneneinmarsch, bevor der Präsident des Niedersächsischen Sportschützenverbandes Wilfried Ritzke die rund 450 Delegierten aus 20 Landesverbänden begrüßte. DSB-Präsident Hans-Heinrich von Schönfels begrüßte im festlichen Teil zahlreiche Ehrengäste und erinnerte bei der Totenehrung auch an die beiden Hessen Ulrich F. Hillmann und Erich Illing, die am 25. November und 25. Dezember 2022 verstorben waren.

„Das Schützenwesen gehört zur DNA im Heidekreis“

Für den Schirmherrn des Schützentags, den niedersächsischen Ministerpräsident Stephan Weil, eröffnete der Staatssekretär Stephan Manke die Reihe der Grußworte und sprach über die lange Tradition des Schützenwesens in Niedersachsen. „Sie prägen unser Land, leisten einen wichtigen Beitrag zur Förderung von Sport und Tradition“, so Stephan Manke, der die Schützen als festen Bestandteil der Kultur in Deutschland sah. Landrat Jens Grote ging auf den Heidekreis mit seiner wunderschönen Natur ein. Hier sei jeder Zehnte Mitglied in einem Schützenverein. „Das Schützenwesen gehört zur DNA im Heidekreis.“

ISSF-Präsident Luciano Rossi zu Gast

Als eine seltene Ehre bezeichnete DSB-Präsident Hans-Heinrich von Schönfels den Besuch des neuen ISSF-Präsidenten Luciano Rossi, der sein Grußwort in Deutsch begann und in englischer Sprache fortsetzte. Die Delegierten konnten seine Worte in deutscher Übersetzung an einer großen Leinwand mitlesen. Der Präsident des Internationalen Schießsportverbandes war zusammen mit Generalsekretär Willi Grill zum Schützentag gekommen und verwies auf 163 Mitgliedsverbände in 149 Ländern mit rund 70 Millionen Sportschützen. „Aber in kaum einem anderen Land hat der nationale Schießsportverband so viele Mitglieder und damit ein so großes gesellschaftliches Gewicht wie in Deutschland“, unterstrich Luciano Rossi. Er bedankte sich bei Hans-Heinrich von Schönfels und Jörg Brokamp für die entscheidende Unterstützung und Weichenstellung bei seiner Wahl zum ISSF-Präsidenten. „Wir haben Ende letzten Jahres gemeinsam und erfolgreich eine drastische Wende herbeigeführt“, sagte er im Blick zurück auf die Politik der alten ISSF-Führung.

„Die Erfolgsgeschichte der Schützen wird weitergeschrieben“

Torsten Burmester, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes, rundete die Grußworte ab und sagte: „Das ist meine erste Teilnahme an einem Schützentag, ich habe bisher etwas verpasst.“ Burmester stellte eine lebendige Verbandskultur fest, die die Menschen der Region in ihren Bann zieht. „Die Erfolgsgeschichte der Schützen wird weitergeschrieben. Sie sind eine tragende Säule des Sports, insbesondere im Breitensport mit einer gesellschaftspolitischen Dimension. Sportvereine bestimmen das Wir-Gefühl der Gesellschaft.“ Mit dem Ausruf „Glückauf“ beendete Torsten Burmester sein Grußwort, nachdem er unterstrichen hatte, dass der DOSB fest an der Seite der Schützen steht.

Hohe Auszeichnungen für Jürgen Grenzer und Friedhelm Wollenhaupt

Nach Übergabe des Bundesbanners von Tobias Kascha, dem Oberbürgermeister der Stadt Wernigerode, an den Landrat des Heidekreises Jens Grote fanden eine Reihe von Ehrungen statt. Dabei erhielten zwei hessische Schützen besonders hohe Auszeichnungen. Jürgen Grenzer vom Schützenverein Lengfeld und Friedhelm Wollenhaupt vom Schützenverein 1898 Rotenburg an der Fulda wurde das Protektorabzeichen in Gold verliehen. Jürgen Grenzer gehörte 27 Jahre dem Gesamtvorstand des Hessischen Schützenverbandes an und war von 1993 bis 2017 Kreisschützenmeister des Schützenkreises Dieburg. Friedhelm Wollenhaupt wurde für sein ehrenamtliches Engagement im Schützenwesen ausgezeichnet, das im Jahr 1982 mit dem Eintritt in seinen Stammverein begann. Ab 1993 war der Steuerberater Rechnungsprüfer und von 2011 bis 2023 Schatzmeister des Hessischen Schützenverbandes.

Henri Junghänel und die unvergesslichen Momente

Mit Henri Junghänel stand ein weiterer Hesse im Blickpunkt der Feierstunde, bei der noch einmal an seinen Olympiasieg 2016 beim Kleinkaliber-Liegendschießen in Rio de Janeiro erinnert wurde. „Du hast uns in deiner Laufbahn unvergessliche Momente geschenkt“, sagte DSB-Präsident Hans-Heinrich von Schönfels zur offiziellen Verabschiedung des 35-Jährigen vom SV Rai-Breitenbach, der vor sechs Jahren seine Schießsportkarriere beendet hatte.

Zum Abschluss der Feierstunde lud der Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd zusammen mit dem Präsidenten des Württembergischen Schützenverbandes, Reinhard Mangold, die Delegierten zur Teilnahme am 64. Deutschen Schützentag 2025 in Schwäbisch Gmünd ein.

Mit viel Spaß zum Bundeskönigsschießen

Zeitgleich mit dem festlichen Teil der Delegiertenversammlung hatte in der zehn Kilometer entfernten Sporthalle des Walsroder Gymnasiums das 50. Bundeskönigsschießen und das 22. Bundesjugendkönigsschießen begonnen. Zu den Teilnehmern gehörten die hessische Landesjugendschützenkönigin Shirley Lorene Gilles und Landesschützenkönig Eugen Gerasimenko, die mit dem Luftgewehr auf zehn Meter Entfernung bei 20 Schüssen die Chance auf den Bundestitel hatten. „Ich habe etwas gebraucht, bis ich reingekommen bin“, erzählte die 16-jährige Darmstädterin nach ihrem Wettkampf. „Ich hatte ein paar gute Zehner, aber in der Hauptsache hatte es mir viel Spaß gemacht.“ Mutter Katja Gilles drückte zusammen mit Trainer Udo Weber die Daumen, dass dem jungen Schießsporttalent ein guter „Teiler“ gelingt. Trainer Weber zollte seinem Schützling ein besonderes Lob für ein gutes Schussbild. Dabei betonte er, dass Shirley Lorene Gilles erst vor eineinhalb Jahren mit dem Schießsport begonnen und über das Bogen- zum Luftgewehrschießen gekommen ist. Nach den Jugendlichen traten die Erwachsenen zum Bundeskönigsschießen an und mittendrin suchte Eugen Gerasimenko seine Chance für den Hessischen Schützenverband. „Ich bin zufrieden mit meinen Schüssen und es war ein schönes Erlebnis hier dabei gewesen zu sein“, freute er sich zusammen mit Freundin Julia über einen besonderen Tag seiner Schießsportkarriere.

Mitgliederjahresbeitrag steigt ab 2025 um 50 Cent

„zum 1. Januar 2025 wird der Mitgliederjahresbeitrag um 50 Cent steigen“, so der Beschluss bei der Delegiertenversammlung, nachdem der ursprüngliche Vorschlag des DSB-Präsidiums (50 Cent 2025 und 50 Cent 2027) keine Mehrheit gefunden hatte. „Eine Vorausschau auf den Finanzbedarf ab dem Jahr 2017 kann zum heutigen Zeitpunkt nicht seriös vorgenommen werden“, begründete der Württembergische Schützenverband die Änderung zur Festlegung des Bundesbeitrages. In einer geheimen Abstimmung wurde der Antrag schließlich mit großer Mehrheit durch die Delegierten angenommen.

Einige notwendige, aber nicht gravierenden Satzungsänderungen wurden durch die Delegiertenversammlung ebenso einstimmig genehmigt, wie die Wahlen der Rechnungsprüfer Jochen Willmann und Karl-Heinz Teuscher, sowie von Dr. Christa Thiel zur „Good Governance-Beauftragten“.

Rahmenprogramm mit Kutschfahrt durch die Heidelandschaft

Während die Delegierten in der Heinrich-Kemner-Halle tagten und die Aktiven um die Würde des Bundesschützenkönigs schossen, fand ein Rahmenprogramm für Begleitpersonen statt. Zahlreiche Hessen nutzten das Angebot einer Kutschfahrt durch die Heidelandschaft rund um Schneverdingen, bevor sich alle Teilnehmer zum gemeinsamen Festumzug durch Walsrode trafen. Knapp 2.500 Schützinnen und Schützen zogen bei herrlichem Sonnenschein mit musikalischer Unterstützung von zahlreichen Spielmannszügen durch die Straßen der Heidestadt.

Bundesschützenball bildete den stimmungsvollen Höhepunkt

Wenige Stunden später bildete der Bundesschützenball mit 800 Teilnehmern in der Heinrich-Kemner-Halle den stimmungsvollen Höhepunkt des 63. Deutschen Schützentages. Nach dem Fahneneinmarsch mit allen Schützenkönigen der Landesverbände folgte die Proklamation der Bundesschützenkönige. Bei den Jugendlichen siegte Thea-Lilly Peters vom Westfälischen Schützenbund mit einem sehr guten 8,6 Teiler und für den Hessischen Schützenverband kam Shirley Lorene Gilles mit einem 147,8 Teiler auf den 18. Rang. Im Erwachsenenbereich ging der Titel des Bundesschützenkönigs an Carina Fuchs vom Oberpfälzer Schützenbund mit einem 22,4 Teiler. In einer äußerst knappen Entscheidung reichte ein 39,8 Teiler für den hessischen Landesschützenkönig Eugen Gerasimenko zum sechsten Rang.

Die zehnköpfige Gala- und Partyband „Free Steps Orchestra“ sorgte anschließend mit Big Band-Sound und Rockmusik für Stimmung unter den Gästen und eine stets volle Tanzfläche.

Ökumenischer Gottesdienst zum Abschluss und die nächsten Schützentage

Mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Stadtkirche Walsrode endete am Sonntagvormittag der Deutsche Schützentag im Heidekreis.

Die nächsten Schützentage finden in Schwäbisch-Gmünd (2025), Schwerin (2027), Gotha (2029) und Berlin (2031) statt.

 

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63. Deutscher Schützentag im niedersächsischen Walsrode