Bundes(jugend)königsschießen und Ehrungen in Suhl
  19.10.2021 •     Vereinsinfos , HSV


Burgschütze Tobias Fiedler ist Bundesjugendschützenkönig

 

Mit einem großen Erfolg für den Hessischen Schützenverband endete das Bundesjugendkönigsschießen im Suhler Schießsportzentrum. Dem 18-jährigen Tobias Fiedler von den Burgschützen Kettenbach gelang es, als erster Hesse das seit 20 Jahren stattfindende Jugendkönigsschießen des Deutschen Schützenbundes zu gewinnen. Bei den Erwachsenen freute sich Melanie Nietschke vom Badischen Sportschützenver-band über ihren Sieg bei dem traditionsreichen Wettbewerb, der seit 1955 ausgetragen wird. Der hessische Landesschützenkönig Fabian Fritsch vom SV Lengfeld belegte un-ter den 19 Teilnehmern aus den Landesverbänden des Deutschen Schützenbundes den achten Rang.

20 Schüsse auf zehn Meter um den besten „Teiler“

Am Samstagvormittag (16. Oktober) begann das Bundeskönigsschießen in der Erich- Krempel-Halle des Suhler Schießsportzentrums mit der Entscheidung bei den Erwachsenen. 20 Schüsse mit Luftgewehr oder -pistole waren auf 10 Meter Entfernung zu absolvieren, von denen der beste Schuss „Teiler“ für den Wettbewerb gewertet wurde. „Die Hälfte meiner Schüsse waren Zehner und der neunte Schuss war richtig gut“, war Fabian Fritsch nach dem Wettkampf zuversichtlich, eine gute Platzierung erreicht zu haben. „Es ist ein Wettkampf wie bei einer Deutschen Meisterschaft, da schlägt das Herz höher“, sagte der 27-jährige Fabian Fritsch. „Man muss versuchten, jeden Schuss so gut wie möglich abzugeben. Nach meinem neunten Schuss war mir klar, dass es nicht mehr viel besser werden kann.“ Der in der Otzberg-Gemeinde Hering lebende Fabian Fritsch hatte für den SV Lengfeld das Landeskönigsschießen gewonnen, nachdem er zehn Jahre zuvor den fünften Platz belegt hatte. Mit dem Sieg auf Landesebene hatte er sich erstmals für das Bundeskönigsschießen qualifiziert, nach dem die Proklamation im Rahmen eines Ehrenabends erfolgte.

Viel gezittert und nicht ruhig gehalten

Nach Fabian Fritsch ging für den Hessischen Schützenverband der 18-jährige Tobias Fiedler zum Bundesjugendkönigsschießen in den Stand. Begleitet von seinem Vater Bernd und unter den Augen von Vizepräsident Markus Weber ging der Kettenbacher Burgschütze an den Start und meinte nach seinen 20 Schüssen: „Es hätte besser sein können. Ich habe zu viel gezittert und konnte nicht ruhig halten. Vier Zehner habe ich getroffen, davon waren zwei gut.“ Tobias Fiedler rechnete sich einen Platz unter den „Top Ten“ der Teilnehmer von 18 Landesverbänden aus und musste einige Stunden nach dem Wettkampf bis zur Proklamation am Abend im Rahmen eines Ehrenabends warten, der vom Präsidenten des Thüringer Schützenbundes Stephan Thon vor rund 160 Gästen eröffnet wurde.

Ersatzveranstaltung für den Deutschen Schützentag

„Diese Halle verbindet Tradition und Sport auf engsten Raum“, sagte Stephan Thon mit Blick auf den Namensgeber der Schießsporthalle. Der Suhler Erich Krempel gewann 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin die Silbermedaille im Schießen mit der Freien Pistole und wurde drei Jahre später Weltmeister. „Leistungssportler

haben auch während der Pandemie ihre Ziele nicht aus den Augen verloren“, meinte der Thüringer Schützenpräsident und verwies darauf, dass der Ehrenabend eine Ersatzveranstaltung für den durch die Corona-Pandemie ausgefallenen Deutschen Schützentag in Gotha ist. DSB-Präsident Hans-Heinrich v. Schönfels dankte Stephan Thon und den Organisatoren für die Ausrichtung des Festabends und gratulierte dem Thüringer Schützenbund zu seinem 160-jährigen Jubiläum. „Das war der Anlass für die geplante Ausrichtung des 62. Deutschen Schützentages. Die Pandemie hat uns da einen Strich durch die Rechnung gemacht.“ Der DSB-Präsident unterstrich die Entscheidung zur Absage des Deutschen Schützentages in Gotha als richtig. „Heute ist das kein vollwertiger Ersatz, aber ein Trostpflaster.“ Die Teilnehmerzahl musste aufgrund der Hygieneregeln auf 160 Gäste begrenzt werden. Hans-Heinrich v. Schönfels sah einen „erlesenen Kreis aus 20 Landesverbänden“ und betonte die Bedeutung des Ehrenamts „als Motor und Kraftstoff für unseren Sport.“

Die erste ehrenamtliche Beigeordnete der Stadt Suhl, Sylvia Luck vertrat den Suhler Oberbürgermeister André Knapp und verwies in ihrem Grußwort auf die Suhler Schützentradition, zu der auch die Ausbildung im Büchsenmacherhandwerk gehört. „Die Absage des Deutschen Schützentages in Gotha zeigte ein hohes Verantwortungsbewusstsein“, zollte Sylvia Luck den Verantwortlichen ihren Respekt und bezeichnete den Schießsport als eine lebendige Tradition.

Ehrenkreuz in Gold und Goldene Medaille am Grünen Band

Gemeinsam mit dem Vizepräsidenten Schützentradition und Brauchtum Wilfried Ritzke und dem Vizepräsidenten Jugend Stefan Rinke begann DSB-Präsident Hans- Heinrich v. Schönfels die Ehrungen, bei denen zum Auftakt Werner Marxreiter vom Bayerischen Schützenbund mit dem Ehrenkreuz in Gold-Sonderstufe ausgezeichnet wurde. Die Goldene Medaille am Grünen Band wurde an den ehemaligen stellvertretenden Bundesjugendleiter Erwin Singvogel aus dem Württembergischen Schützenverband vergeben.

Protektor Abzeichen in Gold und das Goldene Eichenblatt

Zu den Ehrungen mit dem Protektor Abzeichen in Gold kam Prinz Andreas von Sachsen-Coburg und Gotha auf die Bühne. Der Protektor des Deutschen Schützenbundes gratulierte zusammen mit Hans-Heinrich v. Schönfels, Wilfried Ritzke und Stefan Rinke insgesamt fünf verdienten Schützen. Dieter Bingener vom Westfälischen Schützenbund wurde ebenso ausgezeichnet wie Bernfried Keye und Hans-Heinrich Wussow vom Niedersächsischen Sportschützenverband, Georg Mülbaier vom Badischen Sportschützenverband und Burkhard Schindler für sein Engagement in der Deutschen Schützenjugend als Bundesjugendleiter Bildung.

Carina Sauerwald – Große Verdienste um die Nachwuchsarbeit

Für ihr Engagement in der Deutschen Schützenjugend wurde die Hessin Carina Sauerwald mit dem Goldenen Eichenblatt ausgezeichnet. In seiner Laudatio verwies Wilfried Ritzke darauf, dass Carina Sauerwald von Haus aus Bogenschützin ist. „Als Juniorin war sie hessische Meisterin und sogar Mitglied er Bogennationalmannschaft bei Weltmeisterschaften. Von 2017 bis 2021 war sie Bundesjugendleiterin Sport und dabei ab 2019 auch stellvertretende Vorsitzende des Bundesjugendvorstands, als solche Mitglied im Gesamtvorstand des Deutschen Schützenbundes und Vertreterin

der Deutschen Schützenjugend im Sportausschuss. Carina Sauerwald leitete den Arbeitskreis Sport in der DSJ und war für Planung, Organisation und Durchführung des Wettkampfprogrammes der Deutschen Schützenjugend verantwortlich. Schon in ihren jungen Jahren hat sie sich große Verdienste um die Nachwuchsarbeit im Deutschen Schützenbund erworben.“

Goldener Ehrenring und neue Ehrenmitglieder

Den Goldenen Ehrenring wurde an Stephan Thon überreicht, der seit 2014 Präsident des Thüringer Schützenbundes ist und Wilfried Ritzke betonte dabei, dass der Thüringer „das Schützenwesen mit Leib und Seele verkörpert“ und direkt im Jahr der „Wende“ ein Gründungsmitglied im Scharfschützenverein Heyderode war, der als einer der ersten Schützenvereine in Thüringen entstand.

Zum Abschluss der Ehrungen wurden Horst Brehmer vom Pfälzischen Sportschützenbund, Wolfgang Kink vom Bayerischen Sportschützenbund, Hannelore Lange vom Württembergischen Schützenverband und Axel Rott vom Niedersächsischen Sportschützenverband ebenso zu Ehrenmitgliedern des Deutschen Schützenbundes ernannt wie Klaus Lindau und Dr. Hermann Tallau.

„Über Jahrzehnte hinweg war Klaus Lindau das Gesicht des Bogensports in Deutschland“, sagte Wilfried Ritzke über den langjährigen Bogenreferenten des Deutschen Schützenbundes, der seinen ersten großen internationalen Einsatz beim Bogenturnier der Olympischen Spiele 1972 in München hatte. Neben seinem Amt als Bogenreferent gehört Klaus Lindau zum Präsidium des Bogenweltverbandes und war Vizepräsident des europäischen Bogensportverbandes. „Klaus Lindau hat sich wie kein anderer für die Belange des Bogensports eingesetzt. Die erfreuliche Entwicklung dieser einmaligen Sportart in Deutschland und Europa ist zu einem entscheidenden Teil auf seine Initiativen und sein Engagement zurückzuführen.“

Dr. Hermann Tallau kann auf 70 Jahre Engagement im Schießsport zurückblicken. Im Jahr 1949 trat er als 15-Jähriger dem Schützenverein Bassum bei. Bei den Weltmeisterschaften 1966 in Wiesbaden war er Chef der Dolmetschergruppe und bei den Olympischen Spielen 1972 leitete er die Beobachtungsgruppe „Sportschießen“ des Deutschen Sportbundes. Neben der Erstellung einer Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum der Deutschen Schützenzeitung und der 1986 erschienen Jubiläumschronik „Wir Schützen“ zum 125-jährigen DSB-Jubiläum war er seit 1988 als Rechnungsprüfer für den Deutschen Schützenbund tätig. „In dieser Funktion hat er die Geschicke des DSB mit großer Verantwortungsbereitschaft, außergewöhnlicher ökonomischer Expertise und unbestechlicher Weitsicht entscheidend mitgestaltet“, sagte Wilfried Ritzke in der Laudatio zur Ehrenmitgliedschaft von Dr. Hermann Tallau.

„Ich habe kurz den Atem verloren“

Mit dem Einmarsch des Reisebanners des Deutschen Schützenbundes, des Bundesjugendkönigs und Bundeskönigs 2019 sowie der Landesjugendkönige und Landeskönige begann die Proklamation der neuen Bundesschützenkönige.

„Ich habe kurz den Atem verloren“, meinte Tobias Fiedler, als er zum neuen Bundesjugendschützenkönig ausgerufen wurde. Mit einem 29,1 Teiler gewann er

den Wettbewerb vor Natalie Holst (Nordwest) und Carla Alexandra Schmidt (Rheinland) die mit einem 31,1 und 42,4 Teiler die Plätze zwei und drei belegten. „Es war der 16. Schuss“, analysierte Tobias Fiedler nachdem er die neue Jugendschützenkönigskette des Deutschen Schützenbundes von DSB-Präsident Hans-Heinrich v. Schönfels erhalten hatte. „Ich bin so stolz. Ich sehe die Kette und kann es noch gar nicht glauben“, freute sich Vater Bernd Fiedler, selbst ein Luftpistolenschütze. Sein Sohn Tobias begann im Jahr 2015 mit dem Schießsport bei den Bergschützen Kettenbach. „Ich wollte eine bessere Konzentrationsfähigkeit und Selbstkontrolle erreichen“, begründete er seinen Einstieg in den Schießsport. Der Luftgewehrspezialist konnte seine Leistungen besonders im Jahr 2021 steigern.

„Es braucht einen sehr guten Zehner“

Bei den Erwachsenen wusste Melanie Nietschke (ehem. Ebend) schnell, dass sie eine vordere Platzierung erreichen wird. „Ich bin sehr zufrieden und habe viele gute Schüsse gemacht“, erzählte die Luftgewehr-Bundesligaschützin vom SSV Kronau. „Man will den bestmöglichen Zehner und geht anders in den Wettkampf rein. Es braucht einen sehr guten Zehner und deshalb ist es schwieriger als ein normaler Wettkampf. Jeder Schuss muss noch besser werden.“ So gelang der im vierten Monat schwangeren Sportschützin ein fast perfekter Schuss. Mit einem 4,5 Teiler gewann Melanie Nietschke den Wettbewerb um den Bundesschützenkönig vor Andreas Schlüschen (Landesverband Nordwest) und dem Bayer Marius Grohmann. Für den hessischen Landesschützenkönig Fabian Fritsch reichte sein bester Schuss (71,1 Teiler) zum achten Platz und freute sich über seine Teilnahme am Ehrenabend und dem Abendessen am Tisch „der Hessen“, der mit der Nationalhymne und einem gemütlichen Teil in angenehmer Atmosphäre der Erich-Krempel-Halle endete.


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