DM Bogen Halle: Ein hessischer Medaillensatz zum Auftakt

  13.03.2023    HSV DSB
Einen kompletten Medaillensatz in Gold, Silber und Bronze holten die hessischen Bogenschützen zum Auftakt der Deutschen Hallenmeisterschaften 2023 im Olympiaschießstand Hochbrück bei München.


Für das herausragende hessische Ergebnis sorgte am ersten Wettkampftag der 26-jährige Jeremy Achenbach vom TV Weidenhausen. „Das hatte ich nicht erwartet“, staunte Landestrainer Holger Hertkorn, als die erste hessische Goldmedaille feststand. „Jetzt werde ich mit ihm ein Gespräch über die Möglichkeit am Ranglistenschießen für die Nationalmannschaft teilzunehmen.“

Selbst wirkte Jeremy Achenbach nach seinem glänzenden Auftritt mit dem Compoundbogen zurückhaltend. „Ich hatte meine Grundaufregung gut im Griff und bin zufrieden. Es war mein erster Sieg bei den Herren“, meinte der ehemalige Deutsche Jugendmeister zum größten Erfolg seiner 16-jährigen Bogensportkarriere. Seine Leistungssteigerung führt er auch darauf zurück, dass in seinem Heimatverein jetzt ein Compoundbogenteam besteht, das den Aufstieg in die Hessenliga geschafft hat. „Endlich haben wir ein Team“, unterstrich er und erinnerte sich daran, dass er schon einmal im Nachwuchsbereich beim „European Youth Cup“ ein Finale bestritten hatte, in dem er den vierten Platz belegte.

Dass Jeremy Achenbach den Deutschen Meistertitel gewinnen wird, zeichnete sich im 60 Pfeile Vorkampf auf 18 Meter Entfernung noch nicht ab. Mit 288 Ringen nach den ersten 30 Pfeilen lag er nur auf dem 20. Platz und drohte erst gar nicht das Finale der besten 16 zu erreichen. In der zweiten Runde steigerte er sich auf 294 Ringe und schaffte damit den Sprung auf den elften Platz. Zum Auftakt der Finalrunde bekam er mit dem neunfachen Deutschen Meister und Titelverteidiger Henning Lüpkemann vom TV Meßkirch eine kaum lösbare Aufgabe, aber der junge Hesse ließ sich nicht beeindrucken. Erste Schwächen seines Gegners nach neun Pfeilen im 15-Pfeile-Finale nutzte er und warf den hohen Favoriten mit eindrucksvollen 148:144 Ringen aus dem Rennen.

Im Viertelfinale wartete mit dem Bayer Tim Krippendorf aus Oberkotzau der nächste Nationalschütze auf den Hessen. Wieder erwischte Jeremy Achenbach einen Blitzstart und übernahm nach drei Pfeilen mit 29:28 Ringen die Führung. Im weiteren Verlauf baute er seinen Vorsprung stets um einen Ring aus und siegte nach 15 Pfeilen sicher mit 146:143 Ringen.

Die nächste Herausforderung für Achenbach war im Halbfinale der dreifache Deutsche Meister Lars Klingner vom TSV Lindenberg, der bis dahin mit starken Leistungen in der Finalrunde beeindruckt hatte. Gegen Jeremy Achenbach konnte der Brandenburger nicht mehr an seine Leistungen anknüpfen. Zwar führte er nach sechs Pfeilen mit 58:56 Ringen, doch dann drehte der Hesse das Match zu seinen Gunsten und mit den letzten drei Pfeilen entschied er die Begegnung mit 145:143 Ringen. Damit hatte Jeremy Achenbach das Finale um die Goldmedaille erreicht, in dem er gegen Klingners Mannschaftskamerad Philipp Rosek ab dem sechsten Pfeil keine Chance ließ und seinen Vorsprung wieder mit 145:143 Ringen ins Ziel brachte.

Mehr erhofft hatte sich Landestrainer Holger Hertkorn von Florian Grafmans, doch der Nationalschütze vom SV Böddiger scheiterte nach einer guten Vorrunde und Rang vier zum Auftakt des Finales an dem Thüringer Christian Engelhardt mit 145:148 Ringen.
„Ich habe gut geschossen, doch mein Gegner war drei Ringe besser“, fasste er sein frühes Aus knapp zusammen. Nicht in die Finalrunde schafften es der Gießener Pascal Schmidt und Philipp Lutz aus Hanau, die nur auf die Ränge 24 und 30 bei den Männern kamen.

Über ein frühes Aus ärgerte sich auf Kristin Schönbach, die im Vorjahr noch ins Halbfinale eingezogen war. Die Neu-Isenburgerin von den Offenbacher Flobertschützen erreichte weder in der Qualifikation noch im Finale ihre gewohnte Form. Rang zehn im Vorkampf und eine klare 137:142 Auftaktniederlage im Achtelfinale gegen die erfahrene Berlinerin Jennifer Weitsch beendeten ihre Medaillenhoffnungen. „Ich war mit dem Kopf schon draußen und es war nicht mein Tag. Meiner Gegnerin habe ich es sehr leicht gemacht“, erklärte sie mit Blick auf die beginnende Saison im Freien.

„Es ist gar nicht gelaufen, so schlecht war ich schon lange nicht mehr“, sagte Irene Dotzel, die als Titelverteidigerin in der weiblichen Compoundbogenklasse nicht über den siebten Rang hinauskam. „Für mich war es ein gebrauchter Tag“, so die 62-Jährige vom BSC Rüsselsheim, die ihre 16. Deutsche Meisterschaft bestritt und sich nach dem Ende der Hallensaison auf das Feldbogenschießen konzentrieren will. Besser lief es dagegen bei Markus Pfister, der in der Compound-Masterklasse mit dem Gewinn der Bronzemedaille überraschte. Der Breidenbacher hatte mit 290 Ringen bei den ersten 30 Pfeilen stark begonnen und verteidigte seinen Medaillenrang in der zweiten Runde mit 287 Ringen erfolgreich. Norbert Mayer vom SV Böddiger schoss gleichmäßige 281 Ringe in beiden Runden, kam aber nicht über den 21. Rang hinaus.

Die hessische Medaillensammlung des ersten Tages vervollständigte Norbert Och vom HSV Götzenhain mit seiner vierten Silbermedaille seit 2017. Zuletzt hatte der 73-Jährige im Jahr 2016 den Hallentitel bei den Senioren mit dem Recurvebogen gewonnen und sieben Jahre später sah es zunächst gut für ihn aus. „Mit 279 Ringen habe ich gut begonnen und sogar in Führung gelegen“, erzählte er und ergänzte: „Dann habe ich den zweiten Platz gerettet.“ Mit 264 Ringen in der zweiten Runde hatte er gegen den starken Bayern Hubert Schulze von der SG Eichenlaub Pressath keine Siegchance mehr. „Seine 560 Ringe sind der Wahnsinn“, akzeptierte er die Überlegenheit des 69-jährigen Siegers, der selbst seinen Erfolg in den Schwächen der Konkurrenz begründete. „Die anderen haben Fehler gemacht und die darf man sich hier nicht leisten.“ Die übrigen fünf hessischen Starter in der Recurve-Seniorenklasse kamen über hintere Ränge im Endklassement nicht hinaus. Am besten lief es noch bei dem Eberstädter Wolfgang Osterod auf Rang zwölf.

Die vollständigen Ergebnislisten gibt es hier.

 

Die Erstplatzierten im Überblick:

Recurvebogen

Senioren

1. Hubert Schulze (Pressath)            560
2. Norbert Och (Götzenhain)            543
3. Georg Winter (Ensdorf)                 543
12. Wolfgang Osterod (Eberstadt)        514
14. Karl-Heinz Schneider (Ober-Roden)        513
16. Achim Nikolaiczek (Arolsen)            504
18. Elisabeth Becker (Wiesbaden)        497
19. Jürgen Bräutigam (Sand)            483

Compoundbogen

Mannschaften

1. SV Querum                    1747
2. SV Meßkirch                    1745
3. SG Mannheim                    1737

Herren

1. Jeremy Achenbach (Weidenhausen)        582    148    146    145    145
2. Philipp Rosek (Lindenberg)            582    146    147    147    143
3. Marcus Laube (Meßkirch)            583    148    148    147    145
9. Florian Grafmans (Böddiger)            586    145
24. Pascal Schmidt (Gießen)            576
30. Philipp Lutz (Hanau)                564

Damen

1. Franziska Göppel (Wassertrüdingen)        574    143    144    144    141
2. Mascha Heins (Anderlingen)            555    140    147    141    140
3. Jennifer Walter (Weil im Schönbuch)        567    143    143    141    141
15. Kristin Schönbach (Offenbach)        566    137

Master männlich

1. Dirk Stuckmann (Lemgo)            588
2. Jan Hoffmann (Ditzingen)            580
3. Markus Pfister (Breidenbach)            577
21. Norbert Mayer (Böddiger)            562

Master weiblich

1. Susanne Engemann (Teningen)        573
2. Hannelore Stein (Braunschweig)        566
3. Nicole Kellermann (Hiltenfingen)        561
7. Irene Dotzel (Rüsselsheim)            552

Senioren

1. Jürgen Littig (Sinsheim)                570
2. Erwin Thees (Schopfloch)            564
3. Robert Hesse (Hamm)                564

Junioren

1. Moritz Kurz (Bad Wörishofen)            577
2. Ruven Flüß (Eppinghoven)            573
3. Yanneck Regling (Lübbenau)            566

Jugend

1. Gideon Jurcz (Dorsten)                576
2. Noah Nuber (Baiertal)                575
3. Fabio Alex (Oberkotzau)            569
 

Kalender

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