Hessenmeisterschaft Bogen im Freien in Korbach
  19.07.2023 •     HSV


Die mit Sonne, Wind und Regen kämpfen

 

Es war eine Herausforderung für alle 349 Teilnehmer, die bei den Bogen-Hessenmeisterschaften auf dem Sportplatz Lelbach bei Korbach an die Schießlinie gingen. Sonne, Wolken, heftiger Wind und immer wieder Regen beeinflussten die Titelkämpfe bei den Wettbewerben mit Entfernungen bis zu 70 Meter. Landestrainer Holger Hertkorn verfolgte die Wettkämpfe und stellte fest. „Jetzt weiß man, warum man nicht nur bei Sonnenschein trainieren sollte“.

Zahlreiche Bogenschützen haderten mit den ständig wechselnden Bedingungen und besonders schwer hatten es die Aktiven am Nachmittag des ersten Tages, als dunkle Wolken am Himmel aufzogen und immer wieder heftige Regenfälle mitbrachten. Die schwierigen Witterungsbedingungen wirkten sich auf die Ringergebnisse aus und damit auch auf die Qualifikation zur Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften. Auf Basis der Vorjahresringzahlen übertrafen so nur 41 hessische Bogenschützen das Qualifikationslimit für die Titelkämpfe vom 8. bis 10. September 2023 in Wiesbaden.

Einen besonderen Dank zollte Bogenreferentin Sabrina Steffens den Helfern des ausrichtenden Vereins BC Korbach, die trotz schwieriger Bedingungen für einen reibungslosten Ablauf der zweitägigen Titelkämpfe sorgten. Präsidentin Tanja Frank überzeugte sich am zweiten Wettkampf von den Leistungen der hessischen Bogenschützen und nahm sich neben der Teilnahme an der Siegerehrung viel Zeit für persönliche Gespräche mit den Aktiven.

 

Recurvebogen – Überraschungssiege durch Nils Kolde und Carina Sauerwald

Mit dem olympischen Recurvebogen konnten auf 70 Meter Entfernung nur zwei Schützen überzeugen, die als einzige hessische Herren das DM-Qualifikationslimit erfüllten und beim abschließenden Finale auch im Titelkampf aufeinandertrafen. Nils Kolde und Michael Meinecke vom SV Moischt hatten mit 608 und 602 Ringen in der Qualifikation als einzige Hessen die 600-Ringe Marke übertroffen. Die beiden Vereinskameraden hatten zusammen mit Judith Icking in der Mannschaftswertung den Vorjahrestitel verteidigt und die Teams des SV Eberstadt und der PSG Groß-Gerau wie im Jahr 2022 auf die Ränge zwei und drei verwiesen. Auf dem Weg zum Einzeltitel hatten beide Mittelhessen keine Probleme, um mit sicheren Siegen ins Goldfinale einzuziehen. „Ich habe viel trainiert, doch mein erster Titelgewinn war mehr als erhofft“, strahlte Nils Kolde. Der 29-Jährige aus Niederweimar hatte sich von den schwierigen Bedingungen nicht beeindrucken lassen. „Ich konnte meine Erfahrungen bei Wind gut auf die Scheibe bringen. Es lief wirklich gut, aber der erste Titel war nicht das Ziel.“ Nach dem Vizemeistertitel im Vorjahr holte er sich in drei Drei-Pfeile-Sätzen mit 6:0 Punkten die Goldmedaille gegen Michael Meinecke, der nur bei den ersten beiden Sätzen mit 25:26 und 26:27 Ringen gut mithalten konnte. Dennoch ist für den Vizemeister des Marburger Stadtteilvereins SV Moischt nach Rang sechs im Vorjahr das Ergebnis ein großer Erfolg.

Bei den Frauen konnte Carina Sauerwald vom SV Kriftel ihren Titelgewinn kaum glauben. „Mein letzter Sieg war bei den Junioren und der liegt schon über zehn Jahre zurück“, erzählte die 32-Jährige, die inzwischen in Schlangenbad-Georgenborn lebt. Die ehemalige Bundesjugendleiterin hatte sich viele Jahre auf das ehrenamtliche Engagement in der Deutschen Schützenjugend konzentriert, bis sie sich im Oktober 2022 entschloss, wieder in den aktiven Wettkampfsport zurückzukehren. „Ich habe mich wieder auf das Bogenschießen fokussiert. Der Ehrgeiz und die Lust dazu sind zurückgekommen. Selbst trainiere ich nicht nur selbst, sondern auch noch die Kinder im Verein.“ In der Qualifikationsrunde übertraf sie Vorjahressiegerin Judith Icking vom SV Moischt und zog als Erste in die Finalrunde ein. Nach Siegen über Pia Pohl und Juliane Scheerer traf sie im Goldfinale auf die Titelverteidigerin Judith Icking, der sie in vier Sätzen mit 7:1 Punkten keine Chance ließ. „Damit habe ich nicht gerechnet“, strahlte Carina Sauerwald, die aber bedauerte, das Qualifikationslimit für die Deutschen Meisterschaften nicht geschafft zu haben. „Das schaffe ich dann im nächsten Jahr.“

Gut angefangen, doch dann kam der Regen

Den Auftakt der Titelkämpfe bildeten die Entscheidungen der Master- und Seniorenschützen, die zunächst auf gute Wettkampfbedingungen trafen. „Ich habe gut angefangen, doch dann kam der Regen. Meine Schüsse waren zu tief und ich habe zu spät darauf reagiert“, erzählte Jan Heimbeck. Der 58-Jährige vom SV Arolsen wusste, dass am frühen Morgen auf dem Sportplatz im Lelbach die Sonne von vorne auf die Aktiven scheint. „Damit bin ich gut zurechtgekommen“. Nach der ersten Hälfte des Wettkampfes führte Jan Heimbeck mit fünf Ringen Vorsprung auf Titelverteidiger Adolf Mohr, der nach den ersten 36 Pfeilen auf 60 Meter Entfernung nicht seine Bestform fand. „Ich hatte mit dem Wind zu kämpfen, mal waren die Schüsse hoch, dann rechts oder links. Da habe ich zu sehr verkrampft. Im zweiten Durchgang lief es dann wesentlich besser, doch das Ergebnis ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe.“ Mit 621 Ringen übertraf Adolf Mohr den lange führenden Jan Heimbeck um zehn Ringe und schaffte neben der erfolgreichen Titelverteidigung seinen siebten Sieg in der Masterklasse seit 2013. Zudem verteidigte der 59-jährige Adolf Mohr zusammen mit Jürgen Bücher und Andreas Horländer erfolgreich den Mannschaftstitel für den BC Oberauroff.

„Ich bin total happy, denn ich habe mich nicht so stark gefühlt“, sagte Susanne Häntsch nach ihrem Sieg in der weiblichen Masterklasse. In der ersten Hälfte des 72-Pfeile-Wettkampfes konnte Titelverteidigerin Anette Löhr von Diana Ober-Roden noch mithalten, doch in der Schlussphase baute Susanne Häntsch bei ihrem vierten Titelgewinn seit 2015 ihren Vorsprung auf 19 Ringe aus. „Ich hatte eine Saison ausgesetzt und es ist schön, wieder dabei zu sein“, erzählte die 53-jährige Susanne Häntsch, die seit zwölf Jahren im Bogensport beim SV Arolsen aktiv ist.

„Ich habe den Kopf abgeschaltet und mir keinen Druck gemacht“, sagte Achim Nikolaiczek nach seinem überlegenen Titelgewinn in der Seniorenklasse. „Die Teilnahme an den Finals eine Woche zuvor war ein gutes Training und ich habe hier meine persönliche Bestleistung erzielt. Mit 621 Ringen siegte der 66-Jährige aus Edertal mit komfortablen 22 Ringen Vorsprung auf den Zweitplatzierten Karl-Heinz Schneider von Diana Ober-Roden. Die bis 2019 im Wechsel siegreichen Norbert Och vom HSV Götzenhain und Wolfgang Osterod vom SV Eberstadt mussten sich mit den Rängen drei und vier begnügen, waren aber mit dem Erreichen der DM-Qualifikation auch zufrieden. Titelverteidiger Harald Heckwolf vom BC Babenhausen kam bei dem 50-Meter-Wettbewerb mit den Witterungsverhältnissen im ersten Durchgang nicht zurecht und wurde im Endklassement nur Zwölfter.

Nach ihrer erfolgreichen Teilnahme an den European Games in Finnland überzeugte Elisabeth Becker von den Burgfalken Wiesbaden bei den Seniorinnen mit einem überlegenen Sieg vor Renate Forster aus Eberstadt und Kerstin Kranz vom SV Dietkirchen, die wie im Vorjahr mit den Plätzen zwei und drei hinter der Titelverteidigerin zufrieden sein mussten. „Es reichte für die DM-Teilnahme und ich bis mit meinem Ergebnis zufrieden“, so die 67-jährige Elisabeth Becker, die seit 1997 für die Burgfalken Wiesbaden im Bogensport aktiv ist.

Nach 2019 holten sich bei den Recurve-Senioren die Eberstädter Wolfgang Osterod, Renate Forster und Uwe Pohling zum zweiten Mal den Mannschaftstitel.

Mit den Erstplatzierten in der Schülerklasse A erfüllten drei hessische Talente die DM-Qualifikation im Nachwuchsbereich. In der Schülerklasse A siegte der Eberstädter Till Hermann mit drei Ringen Vorsprung auf Luca Durchdewald vom SV Nieder-Florstadt und der Marburger Bastian Nickel schaffte das DM-Limit noch als Drittplatzierter. Dagegen konnte selbst die Erstplatzierte in der weiblichen Schülerklasse A, Ella Pelzer von Blau-Gelb Hanau auf die 40-Meter-Distanz nicht das Vorjahreslimit für die DM-Teilnahme erreichten. Eine starke Leistung zeigte bei den B-Schülern Luniel Moscatelli vom SV Böddiger, der seinen nächsten Konkurrenten um 70 Ringe auf Rang zwei verwies.

Den Mannschaftstitel in der Schülerklasse A sicherten Julian Rode, Elisabeth Rabe und Robin Meyer für den SV Rot-Weiss Eppe. Bei den B-Schülern siegten Philipp Waldorf, Louis Maximilian Schmidt und Yusuf Uysal für den SV Blau-Gelb Hanau und bei den Jüngsten in der Schülerklasse C holten Jona Bauer, Aaron Holz und Karl Kruse den Mannschaftstitel nach Hanau.

Eine Klasse für sich ist in der Jugendklasse Phil Lüttmerding vom SV Böddiger. Der 17-jährige Nationalschütze dominierte den Vorkampf auf 60 Meter Entfernung mit zwei gleichmäßigen Ergebnissen von 327 Ringen. Nach 72 Pfeilen hatte Phil Lüttmerding in der Qualifikation einen Vorsprung von 164 Ringen und ohne Satzverlust verteidigte er im Goldfinale seinen Titel gegen den Rüsselsheimer Vincent Rösner. Mit nahezu optimalen 29 und 28 Ringen in den ersten beiden Drei-Pfeile-Sätzen zeigte der junge Nordhesse seine internationale Klasse.

Ähnlich überlegen schoss Estelle Moscatelli vom SV Böddiger in der weiblichen Jugendklasse. Nach einer gute Qualifikationsleistung mit erfülltem DM-Limit und einem sicheren 6:2 Erfolg im Halbfinale gegen ihre Vereinskollegin Pauline Förster traf sie im Goldfinale auf Sophia Margaret Derr von der SG Langen. Die Vorjahresvierte überraschte im ersten Satz mit 25:23 Ringen, doch die nächsten drei Drei-Pfeile-Sätze holte sich Estelle Moscatelli und siegte mit 6:2 Punkten.

Titelverteidigerin Linda Durchdewald vom SV Nieder-Florstadt machte es besonders spannend, denn zwei Mal musste während der Finalrunde ein Shoot-Off um das Weiterkommen in die nächste Runde entscheiden. Im Viertelfinale gegen die Rüsselsheimerin Sena Simsek stand es 5:5 nach fünf Sätzen und Linda Durchdewald setzte sich im Stechschuss mit 10:9 Ringen durch. In der nächsten Runde gegen Sophia Margaret Derr stand es wiederum 5:5 nach den Sätzen, doch diesmal ging Linda Durchdewald als Verliererin von der Schießlinie und unterlag auch anschließend im kleinen Finale um die Bronzemedaille gegen Pauline Förster mit 4:6 Punkten.

Die erfolgreiche Revanche glückte André Preußner vom SV Nieder-Florstadt im Goldfinale bei den Junioren. Mit einem glatten 6:0 Dreisatzsieg setzte er sich nach dem Vizemeistertitel im Vorjahr gegen den Homburger Titelverteidiger Jonas Wolfrom wiederum in drei Sätzen sicher durch und qualifizierte sich auch als einziger hessischer Junioren für die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften. 

Die Erstplatzierten im Überblick:

Mannschaft

1. SV Moischt                    1748
2. SV Eberstadt                    1648
3. PSG Groß-Gerau                1496

Herren

1. Nils Kolde (Moischt)                608    6:2    6:0    6:0
2. Michael Meinecke (Moischt)            602    6:2    7:1    0:6
3. Markus Hillebrecht (Gronau)            585    6:0    1:7    6:4

Damen

1.Carina Sauerwald (Kriftel)            542    6:0    7:3    7:1
2. Judith Icking (Moischt)                538    6:4    6:2    1:7
3. Juliane Scheerer (Rixfeld)            441    6:4    3:7    6:4

Master 

1. BC Oberauroff                    1728
2. TV Meerholz                    1708
3. SV Arolsen                    1677

Einzel männlich

1. Adolf Mohr (Oberauroff)                621
2. Jan Heimbeck (Arolsen)                611
3. Frank Sülzenbrück (Wiesbaden)        607

Einzel weiblich

1. Susanne Häntsch (Arolsen)            562
2. Anette Löhr (Ober-Roden)            543
3. Katja Barth (Gießen)                525

Senioren

1. SV Eberstadt                    1618

1. Achim Nikolajczek (Arolsen)            621
2. Karl-Heinz Schneider (Ober-Roden)        599
3. Norbert Och (Götzenhain)            595

Seniorinnen

1. Elisabeth Becker (Wiesbaden)            598
2. Renate Forter (Eberstadt)            531
3. Kerstin Kranz (Dietkirchen)            526

Junioren

1. André Preußner (Nieder-Florstadt)        585    -    6:0    6:0
2. Jonas Wolfrom (Homburg)            556    -    6:0    0:6
3. Luca Engel (Böddiger)                525    -    0:6    7:3

Jugend

1. SV Böddiger                    1444
2. SV Eberstadt                    987

Einzel männlich

1. Phil Lüttmerding (Böddiger)            654    -    6:0    6:0
2. Vincent Rösner (Rüsselsheim)            456    6:2    6:2    0:6

Einzel weiblich

1. Estelle Moscatelli (Böddiger)            566    6:0    6:2    6:2
2. Sophia Margaret Derr (Langen)        537    6:5    6:5    2:6
3. Pauline Förster (Böddiger)            531    6:0    2:6    6:4

Schüler A

1. SV Rot-Weiss Eppe                1516
2. SV BG Hanau                    1484
3. SV Ballersbach                    1467

Einzel männlich

1. Till Hermann (Eberstadt)            642
2. Luca Durchdewald (Nieder-Florstadt)        639
3. Bastian Nickel (Marburg                604

Einzel weiblich

1. Ella Pelzer (Hanau)                528
2. Leni Jahns (Böddiger)                506
3. Nadja Steinbacher (Kriftel)            482

Schüler B

1. SV BG Hanau                    1293
2. SV Rot-Weiss Eppe                1040
3. SV Arolsen                    909

Einzel männlich

1. Luniel Moscatelli (Böddiger)            614
2. Liam Bacht (Moischt)                544
3. Nils Keller (Eberstadt)                536

Einzel weiblich

1. Maja Rösner (Rüsselsheim)            537
2. Saskia Borger (Seligenstadt)            517
3. Magdalena Milnerovicz (Niederwetz)        493

Schüler C

1. SV BG Hanau                    781
2. SV Aarfalke Wehen                755
3. SV Ballersbach                    634

Einzel

1. Rosa Weißig (Kirberg)                313
2. Kseniia Kolpakchiieva (Groß-Gerau)        312
3. Jona Bauer (Hanau)                288

 

Compoundbogen – Das mutige Vertrauen in den Schuss

Nur sechs Aktive erfüllten im Bereich der Compoundbogenschützen das Qualifikationslimit für die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften. Zu den positiven Überraschungen gehörte der Sieg von Sebastian Lensing von der SC Ihringshausen, der bereits in der Qualifikation als Erster nach 72 Pfeilen auf 50 Meter Entfernung seine Titelambitionen angedeutet hatte. „Ich habe nicht so sehr auf den Wind geachtet, sondern mutig auf den Schuss vertraut“, meinte der 27-jährige Nordhesse nach seinem ersten Titelgewinn. „Bisher war die Vizemeisterschaft bei den Deutschen Meisterschaften 2021 mein größter Erfolg.“

Titelverteidiger Florian Grafmans war bei den hessischen Titelkämpfen in dieser Saison nicht am Start und so zeichnete sich früh der erwartete Zweikampf zwischen Sebastian Lensing und dem Deutschen Hallenmeister Jeremy Achenbach vom TV Weidenhausen ab. Beide hatten den Vorkampf über 72 Pfeile dominiert und ihre Aufgaben in der Finalrunde mit jeweils zwei Siegen problemlos gelöst. Das Goldfinale verlief neun Pfeile ausgeglichen, bevor Sebastian Lensing sich in der vierten Drei-Pfeile-Passé entscheidend absetzen konnte und nach 15 Finalpfeilen den Titel mit 141:138 Ringen gewann. „In der Qualifikation waren die Bedingungen schwierig, doch mit dem Finale bin ich sehr zufrieden“, fasste Sebastian Lensing seinen Titelgewinn zusammen und freut sich besonders darüber, die DM-Qualifikation geschafft zu haben. „Darüber freue ich mich sehr.“

 

Der unerwartete Titelgewinn von Nikol Jezierska

Aufgrund der Babypause der zuletzt zweifachen Hessenmeisterin Carolin Landesfeind vom SV Böddiger schien der Weg frei zu sein für Kristin Schönbach, endlich ihren ersten Titel bei den Compoundbogen-Frauen gewinnen zu können. Zunächst lief es für die 38-Jährige aus Neu-Isenburg nach Plan und sie dominierte den Vorkampf mit 32 Ringen Vorsprung. In der Finalrunde hatte die für die Offenbacher Flobertschützen startende Nationalschützin mit Leonie Skupin im Halbfinale keine Probleme und im Goldfinale gegen Nikol Jezierska waren alle Zeichen auf Sieg gestellt. Nach sechs Pfeilen führte Kristin Schönbach mit 56:54 Ringen, da passierte ihr ein entscheidendes Malheur. „Ich wollte einen Schuss absetzen, da hat sich der Pfeil gelöst und ist in der Wiese verschwunden.“ Den Fehlschuss konnte sie nicht mehr wettmachen und so musste Kristin Schönbach erneut mit dem Vizemeistertitel zufrieden sein. „Ich bin traurig, aber es geht weiter und ich hoffe auf die Deutsche Meisterschaft.“

Vom Schönbach-Patzer profitierte Nikol Jeziereska, die für den BSC Laufdorf einen unerwarteten Titelgewinn schaffte. „Mein Sieg ist sehr überraschend, ohne den Fehlschuss von Kristin wäre es knapp geworden. Sie hatte geführt und ich dachte, es geht so weiter. So ist es mein bisher größter Erfolg“, erzählte die 29-Jährige aus Lahnau bei Wetzlar. „Ich will weiter an der Technik und an den Abläufen arbeiten, um mich zu verbessern.“

 

Markus Tripp-Noll kehrt auf das Siegerpodest zurück

Nach seinen Siegen in den Jahren 2013 und 2014 kehrte Markus Tripp-Noll in der Compoundbogen-Masterklasse wieder auf das oberste Siegerpodest zurück. „Das war eine Herausforderung und am Anfang hatte ich viele Schwierigkeiten,“ erzählte der Sieger nach dem Wettkampf, bei dem er das Vorjahreslimit für die DM-Teilnahme nur um einen Ring verfehlte und so noch auf die Qualifikation hoffen kann. „Richtig gut war es nicht, aber mit den letzten Passén, zwei 58er und eine 54er, konnte ich noch den Titel holen. Hier musste man darauf achten, wenn die Bäume rauschten, dann hörte man die Windböen kommen.“ Von den in den vergangenen Jahren siegreichen Akteuren hielt sich Erika Lüttmerding vom SV Böddiger auf Rang vier am besten. „Bei diesen Bedingungen muss man den Schießrhythmus anpassen, aber ich habe nicht genug Druck reinbekommen“, so der Sieger des Jahres 2019. Titelverteidiger David Hesse vom BSC Vellmar und der im Jahr 2018 siegreiche Markus Pfister vom SSV Breidenbach kamen nur auf die Ränge acht und sieben.

 

Helmut Reitz und 50 Jahre Bogensport 

Auf Rang elf reihte sich Helmut Reitz aus Kassel ein, doch es war nicht sein Ergebnis, sondern ein besonderes Jubiläum, dass der 63-jährige Nordhesse feiern konnte. „Ich habe 1973 mit dem Bogenschießen als 13-Jähriger begonnen“, erzählte Helmut Reitz, dessen Eltern zu den Gründungsmitgliedern der Bogenschützen Grün-Weiß Kassel gehörten. In seiner langen Bogensportkarriere war Helmut Reitz einer der erfolgreichsten hessischen Schützen, zunächst mit dem Recurvebogen und seit 1997/98 mit dem Compoundbogen. „Ich habe sechs Deutsche Meistertitel gewonnen, wie viele auf Landesebene, dass weiß ich nicht.“ Sein 50-jährige Jubiläum beim Bogenschießen, dass für ihn „ein erstes Hobby“ ist, unterstrich er schmunzelnd: „Hoffentlich werden es noch einmal 50 Jahre“.

 

Helmut Willner löst Titelverteidiger Walter Kienzler ab

Im Seniorenbereich löste Helmut Willner vom SSV Breidenbach den Titelverteidiger Walter Kienzler vom SV Bad Soden-Stolzenberg ab. „Bei diesen Windbedingungen war das Ergebnis fantastisch“, sagte der 69-Jährige nach seinem ersten Titelgewinn. „Ich habe im Alter von 50 Jahren mit dem Bogenschießen begonnen und heute ist es mein Hobby, das ich aktiv durch Fahrradfahren und Krafttraining unterstütze.“ Helmut Willner profitiert zudem davon, dass er zu Hause beim SSV Breidenbach „einen Bogenparcours praktisch vor der Haustür habe.“

Nur vier Nachwuchsschützen gingen in der Junioren-, Jugend- und Schülerklasse an die Schießlinie, von denen Leonie Dana Dorfner vom BC Pfeil Treysa und Laura Alberty vom SV Aarfalke Wehen auf 50 Meter Entfernung die DM-Qualifikationsnormen erfüllten. Eindrucksvoll war auch die Leistung von Gianluca De Silvio vom BSC Laufdorf, der auf 40 Meter Entfernung mit 682 Ringen aber konkurrenzlos seinen Titel gewann.

Im Mannschaftswettbewerb der Compoundbogenschützen siegten Markus Tripp-Noll, Sören Reyer und Erik Lüttmerding zum dritten Mal in Folge für den SV Böddiger. Nur einen Ring dahinter mussten sich René Fey, Yasar Sarikaya und Helmut Reitz mit der Mannschafts-Silbermedaille für den BS GW Kassel begnügen.

 

Die Erstplatzierten im Überblick:

Mannschaften

1. SV Böddiger                    1935
2. BS GW Kassel                    1934
3. Offenbacher Flobertschützen            1912

Herren

1. Sebastian Lensing (Ihringshausen)        674    141    144    141
2. Jeremy Achenbach (Weidenhausen)        673    139    141    138
3. René Fey (Kassel)                666    139    138    139

Damen

1. Nikol Jezerska (Laufdorf)            624    127    128    134
2. Kristin Schönbach (Offenbach)            656    140    139    129
3. Evelyn Bernhardt (Ballersbach)        601    119    123    133

Master

1. Markus Tripp-Noll (Böddiger)            654
2. Yasar Sarikaya (Kassel)                651
3. Bernd Daniel (Nidderau)            645

Senioren

1. Helmut Willner (Breidenbach)            618
2. Walter Kienzler (Bad Soden-Stolzenberg)    591
3. Klaus Sauerwald (Kriftel)            587    

Junioren

1. Laura Alberty (Wehen)                612
2. Benedict Lotter (Bürstadt)            516

Jugend

1. Leonie Dana Dorfner (Treysa)            627
2. Dorian Heinemann (Gießen)            373

Schüler A

1. Gianluca De Silvio (Laufdorf)            682


Blankbogen – Sonne im Gesicht am Morgen, dann die Wolken, Wind und Regen

„Geil, es hat einfach Spaß gemacht“, so freute sich Timo Durchdewald nach seinem zweiten Titelgewinn in der Blankbogen-Herrenklasse. Mit 627 Ringen hatte der 46-jährige Nieder-Florstädter einen Vorsprung von 68 Ringen auf den Zweitplatzierten Andreas Lambion vom SV Arolsen. „Es begann mit der Sonne im Gesicht am Morgen, dann kamen die Wolken, der Wind und Regen und ich habe genau das Ergebnis erzielt, was ich sonst auch schieße.“ Vorjahressieger Michael Henschel vom BC Babenhausen war nicht am Start und so konnte keiner der Durchdewald-Konkurrenten in der Herrenklasse gleichwertig mithalten.

Wesentlich spannender verlief der Titelkampf in der Damenklasse, wo Dorith Landesfeind ihren ersten Sieg mit dem Blankbogen feierte. Nach Ringgleichheit mit Vorjahresvizemeisterin Bianca Klotzsche vom SV Dauernheim entschied die Auswertung der Zentrumstreffer (X) mit 3:2 für die ehemalige Compoundbogen-Nationalschützin vom SV Böddiger. „Meine Tochter Carolin hat mich überredet, mal mit dem Blankbogen teilzunehmen und es hat Spaß gemacht, was Neues auszuprobieren“, so die 60-Jährige aus Felsberg, die seit 1998 im Bogensport aktiv ist und in den Jahren 2001 bis 2008 zahlreiche internationale Erfolge feierte.

Einen Favoritensieg schaffte Frank Plitt aus Kassel in der Blankbogen-Masterklasse. „Das Wetter war eine Herausforderung. Es war schwierig, doch für diese Verhältnisse war es ein klasse Ergebnis. Wind und Regen hat mich nicht gestört, viel mehr waren es die ständig unterschiedlichen Verhältnisse. Das muss man trainieren.“ Frank Plitt verteidigte mit 35 Ringen Vorsprung auf Bernhard Knöll vom SV Münster seinen Vorjahrestitel.

Mit 17 Blankbogenschützen, die das erforderliche Qualifikationslimit erfüllt haben, wird der Hessische Schützenverband bei den Deutschen Meisterschaften in Wiesbaden mit guten Medaillenchancen vertreten sein. Dazu gehören auch die Nachwuchstalente Hannes Matthias aus Oberursel und Lars Fleissner vom SV Moischt. Die beiden Jugendlichen lieferten sich einen interessanten Zweikampf, bei dem zunächst Lars Fleissner mit 19 Ringen Vorsprung nach 36 Pfeilen auf 50 Meter Entfernung führte. Der Schülermeister des Vorjahres konnte in der zweiten Wettkampfhälfte seinen Vorsprung nicht halten und Hannes Matthias drehte das Match zu seinen Gunsten. Schließlich verteidigte er mit 19 Ringen Vorsprung seinen Meistertitel aus dem Vorjahr.

Im Mannschaftswettbewerb der Blankbogenschützen siegten Christian Bach, Ralf Füllkrug und Peter Kubik für den BSC Gießen. Hinter dem SV Kaufungen auf Rang zwei reichte es für die Titelverteidiger aus Kassel nur zum dritten Platz.

 

Die Erstplatzierten im Überblick:

Mannschaften

1. BSC Gießen                    1664
2. SV Kaufungen                    1644
3. BS GW Kassel                    1637

Herren

1. Timo Durchdewald (Nieder-Florstadt)        627
2. Andreas Lambion (Arolsen)            559
3. Christian Hartnagel (Bürstadt)            555

Damen

1. Dorith Landesfeind (Böddiger)            560
2. Bianca Klotzsche (Dauernheim)        560
3. Anke Barthelmess (Nieder-Florstadt)        547

Master

1. Frank Plitt (Kassel)                622
2. Bernhard Knöll (Münster)            587
3. Christian Bach (Gießen)            580

Jugend

1. Hannes Matthias (Oberursel)            503
2. Lars Fleissner (Moischt)                482
3. Ronja Schmidt (Erzhausen)            248

Schüler

1. Kaja Schlieben (Bad Soden-Stolzenberg)    465
2. Jonathan Weiß (Ihringshausen)        358
3. Thea Böshenz (Erzhausen)            331

 

Langbogen kommt dem Bogenschießen am nächsten

Elf Langbogenschützen stellten sich den Herausforderungen der schwierigen Bedingungen bei den Titelkämpfen auf dem Lelbacher Sportplatz bei Korbach. In der ersten Wettkampfhälfte düpierten zwei Frauen die favorisierte männliche Konkurrenz. Ines Heinz vom SV Kaufungen führte mit 207 Ringen vor Gabriele Schmidt vom SV Oberrodenbach. In der zweiten 36-Pfeile-Runde konnte Ines Heinz nicht an ihre erste Runde anknüpfen und fiel auf Rang drei zurück. Gabriele Schmidt steigerte sich nach 197 Ringen auf 200 Ringe und hatte den Sieg in greifbarer Nähe. „Die Jungs waren nicht gut. Es war bei diesem Wetter nicht einfach, aber ich wollte über 400 Ringe schießen. Schade, dass ich einen Fehlschuss hatte“, so die 53-Jährige. „Langbogen ist ein eleganter Sport und es ist das, was ich will, ohne viel Gedöns.“

Das es nicht zum Sieg für Gabriele Schmidt reichte, lag an einer Leistungssteigerung von Frederik Tropf, der in der zweiten Runde überragende 238 Ringe erzielte. „Ich konnte nicht viel trainieren und kam erst in der zweiten Hälfte richtig rein“, so der 43-jährige Hanauer, für den das Schießen mit dem Langbogen, „dem Bogenschießen am nächsten kommt.“ Von den Langbogenschützen, die im Vorjahr die Medaillen gewannen, kam Karl-Heinz Zirankewitsch dem Siegerpodest am nächsten. Der Korbacher belegte nach Rang drei im Jahr 2022 diesmal den vierten Platz.

 

Die Erstplatzierten im Überblick:

Offene Klasse

1. Frederik Tropf (Hanau)                404
2. Gabriele Schmidt (Oberrodenbach)        397
3. Ines Heinz (Kaufungen)                377
 


Hessenmeisterschaft Bogen im Freien in Korbach