Hessenmeisterschaften im Hallenbogenschießen in Dietzenbach
  30.01.2023

Recurvebogen – Phil Lüttmerding formuliert seine internationalen Ziele

„Im ersten Durchgang lief meine Technik nicht. Bei vielen Schüssen war ich zu langsam. Für meinen Anspruch war das zu wenig und ich bin unter meinen Erwartungen geblieben“, meinte selbstkritisch Phil Lüttmerding, der dennoch für die beste Ringleistung der Titelkämpfe mit dem Recurvebogen sorgte. Mit 574 Ringen gewann der 16-Jährige vom SV Böddiger überlegen die Einzelwertung der Jugendklasse und knüpfte damit nahtlos an seinen Erfolg aus dem Jahr 2020 in der Schülerklasse an. Die Ziele des ehrgeizigen Nordhessen sind international. „Für die Olympischen Spiele 2024 wird es wohl noch nicht reichen, aber die Teilnahme 2028 ist mein Ziel.“ Einen weiteren Schritt zur internationalen Spitzenklasse will Phil Lüttmerding in dieser Saison bei den Weltmeisterschaften in Irland machen.

Neben seinem Einzelsieg hatte Phil Lüttmerding den größten Anteil am Mannschaftserfolg für den SV Böddiger, den er zusammen mit Estelle Moscatelli und Nele Harbusch feierte. Die Böddiger-Dominanz in der Jugendklasse verhinderte Linda Durchdewald, die den Einzeltitel in der weiblichen Jugendklasse für den SV Nieder-Florstadt vor drei Böddiger-Nachwuchstalenten holte.

Bei den Erwachsenen standen erstmals Philipp Löhr bei den Herren und Sophie Wollenhaupt bei den Damen ganz oben auf dem Siegerpodest. „Sein Sieg war eine Überraschung“, sagte Bogen-Landestrainer Holger Hertkorn zum Erfolg von Philipp Löhr, der für Diana Ober-Roden mit 568 Ringen und einem Vorsprung von sechs Ringen auf den Bürstädter Timo Helmke den Titel gewann. „Er ist ein ehemaliger Kaderschütze, ist gut ausgebildet und profitiert auch von seiner Bundesligaerfahrung.“ Nach den ersten 30 Pfeilen hatten noch Nils Kolde vom SV Moischt und Markus Hillebrecht vom BSC Gronau in Führung gelegen. Beide konnten in der zweiten Runde nicht an ihre Leistungen anknüpfen und fielen auf die Ränge drei und vier zurück.

„Sie ist ein Lichtblick“, sagte Landestrainer Holger Hertkorn zum Sieg von Sophie Wollenhaupt, die bis 2019 vier Mal in der Juniorenklasse gewonnen hatte und sich vier Jahre später erstmals bei den Damen durchsetzte. „Ich bin gut in Form“, war die 22-jährige Darmstädterin, die für die PSG Groß-Gerau den Titel gewann, schon vor Beginn des 60-Pfeile-Wettkampfes zuversichtlich gewesen und gab als Zielsetzung die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften in München an. Mit 556 Ringen blieb Sophie Wollenhaupt nur vier Ringe unter der Rekordmarke von Walli Spenner aus dem Jahr 1994 und übertraf damit Annika Paul vom SV Arolsen, die zuletzt im Jahr 2019 den Titel in der Halle gewonnen hatte.

„Wir sind auf einem guten Weg“, zog Holger Hertkorn ein positives Fazit mit Blick auf die Nachwuchstalente im Landeskader. „Die Hallentitelkämpfe sind wichtig für das Techniktraining.“ Besonders lobte der Bogen-Landestrainer den in der Juniorenklasse erstmals siegreichen Luca Engel vom SV Böddiger. „Er hat es durchgezogen und ein sehr gutes Ergebnis geschossen“, so Holger Hertkorn über die 563 Ringe des besten hessischen Juniors, der mit 25 Ringen Vorsprung auf den Zweitplatzierten Homburger Jonas Wolfrom den Titel gewann.

In den Master- und Seniorenklassen sorgte Adolf Mohr vom BC Oberauroff mit 558 Ringen für das beste Einzelresultat. Er knüpfte damit in der Masterklasse an seinen Erfolg aus dem Jahr 2016 an und verhinderte den Titelhattrick von Dieter Dehnert aus Kassel, der in den Jahren 2019 und 2020 zwei Mal in Folge gewonnen hatte. Auch in der weiblichen Masterklasse gelang es Anette Löhr von Diana Ober-Roden bei ihrem ersten Titelgewinn, die im Jahr 2010 siegreiche Antja Merbach vom HSV Götzenhain um sieben Ringe zu übertreffen. 

Bei den ältesten Teilnehmern in der Seniorenklasse holte sich Norbert Och vom HSV Götzenhain den Einzeltitel zurück. Mit einem Ring Vorsprung knüpfte der 73-jährige Dreieicher an seine Erfolge aus den Jahren 2018 und 2019 an und verwies den Eberstädter Titelverteidiger Wolfgang Osterod auf den zweiten Platz. Ähnlich ging der Titelkampf bei den weiblichen Senioren aus, den erstmals Elisabeth Becker von den Burgfalken Wiesbaden mit einem deutlichen Vorsprung auf die Zweitplatzierte Silvia Schäfer vom BSC Vellmar für sich entschied. Titelverteidigerin Kerstin Kranz vom SV Dietkirchen schaffte als Dritte noch den Sprung auf das Siegerpodest.

Die Erstplatzierten im Überblick:

Mannschaften – Herren/Damen

Master

Senioren

Jugend

Schüler A

Schüler B

Schüler C

Einzel – Herren

Damen

Master männlich

Master weiblich

Senioren männlich

Senioren weiblich

Junioren männlich

Junioren weiblich

Jugend männlich

Jugend weiblich

Schüler A männlich

Schüler A weiblich

Schüler B männlich

Schüler B weiblich

Schüler C

Compoundbogen – Erste Titel für Kristin Schönbach und Florian Grafmans

„Schwierig war es, die Pfeile aus den Scheiben zu ziehen. Das hat Kraft gekostet“, meinte Kristin Schönbach nach dem Compoundbogen-Wettbewerb, bei dem die 37-jährige für die Offenbacher Flobertschützen startende Neu-Isenburgerin ihren ersten Hessenmeistertitel gewann. „Das fühlt sich sehr gut an“, freute sie sich und schränkte ein, dass sie den Sieg knapp vor der schwangeren Carolin Landesfeind schaffte. Eine Woche vor Beginn ihrer Babypause hatte die Nationalschützin noch an den Hessenmeisterschaften teilgenommen und damit ihre Leistungssport-Saison beendet. „Ich warte mal ab, ob ich im Sommer wieder einsteige“, überlegte Carolin Landesfeind, die sich noch über den Gewinn des Mannschaftstitels für den SV Böddiger zusammen mit Florian Grafmans und Sören Reyer freuen konnte. Das neuformierte Trio der Nordhessen feierte den fünften Sieg in Folge und blieb nur zwei Ringe unter der eigenen Rekordmarke aus dem Jahr 2020. Kristin Schönbach bereitet sich dafür auf ihren ersten internationalen Einsatz im Nationalteam mit dem Compoundbogen vor. „Ich will noch viel lernen und dabei genießen“, sagte sie mit Blick auf die internationalen Aufgaben im Jahr 2023, nachdem sie mit 575 Ringen ihre gute Form eindrucksvoll unterstrichen hatte.

Ebenfalls über den ersten Titel beim Hallenbogenschießen mit dem Compoundbogen freute sich Florian Grafmans. Der 31-jährige Bayer, der für den nordhessischen SV Böddiger startet, siegte mit zwei Ringen Vorsprung auf Jeremy Achenbach, der zuletzt im Jahr 2018 den Einzeltitel für den TV Weidenhausen gewann. „Es war okay“, meinte Florian Grafmans zu seiner Ringleistung, die gleichzeitig zur Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften berechtigen wird. „Nach der DM steht im April 2023 der erste Grand Prix in England auf dem Programm“, kündigte der Nationalschütze an.

In der männlichen Masterklasse gewann Markus Pfister vom SSV Breidenbach ebenfalls seinen ersten Hessentitel nach einem spannenden Zweikampf mit dem ringgleichen Norbert Mayer vom SV Böddiger. Beide hatten 566 Ringe erzielt und die Entscheidung fiel nach Auswertung der „Zehner“ mit 28:27 zugunsten des Breidenbachers. Die beiden Führenden profitierten davon, dass der glänzend in den Wettkampf gestartete Volker Pense seine Führung nach der ersten Hälfte des 60-Pfeile-Programms nicht ins Ziel brachte. Nur 272 Ringe in der zweiten Runde bedeuteten für den Eberstädter Routinier, dass er im Endklassement auf den achten Rang zurückfiel.

Als amtierende Deutsche Meisterin wurde Irene Dotzel vom BSC Rüsselsheim ihrer Favoritenrolle in der weiblichen Masterklasse gerecht. Zuletzt hatte die 62-jährige Bauschheimerin in den Jahren 2011 und 2012 bei den Damen auf Landesebene gewonnen. „Es lief sehr gut und das Ergebnis entspricht meinem aktuellen Leistungsstand“, sagte sie nach ihrem dritten Titelgewinn beim Hallenbogenschießen und ergänzte: „Die Titelverteidigung bei der Deutschen Meisterschaft ist mein Ziel.“

Zum zweiten Mal nach 2017 gewann Klaus-Dieter Braun vom BC Babenhausen den Einzeltitel mit dem Compoundbogen in der Seniorenklasse. Mit 556 Ringen übertraf er den Titelverteidiger Walter Kienzler vom SV Bad Soden-Stolzenberg um einen Ring.

Im Nachwuchsbereich überraschte der Laufdorfer Gianluca De Silvio mit starken 566 Ringen in der Schülerklasse und bei den Junioren trat Robin Hogrebe vom SV Rot-Weiss Eppe mit guten 557 Ringen die Nachfolge der in den vergangenen Jahren siegreichen Pascal Schmidt und Sören Reyer an, die beide in die Herrenklasse gewechselt sind.

Die Erstplatzierten im Überblick:

Mannschaften Herren/Damen

Einzel – Herren

Damen

Master männlich

Master weiblich

Senioren 

Junioren

Jugend

Schüler A

Blankbogen – Neuer Landesrekord durch Frank Plitt

Der neue Landesrekord von Frank Plitt mit 548 Ringen war das herausragende Einzelresultat bei den Blankbogenschützen. In der Masterklasse steigerte der 53-Jährige aus Kassel die bisherige Bestmarke um sieben Ringe und meinte anschließend: „Es war noch mehr drin. Ich habe fünf Drei-Pfeile-Passén gebraucht, um richtig reinzukommen.“ Bei seiner erfolgreichen Titelverteidigung verwies er den Zweitplatzierten Götzenhainer Klaus Gerlings um 38 Ringe auf den zweiten Platz und schuf gleichzeitig die Grundlage zu einem überlegenen Sieg in der erstmals ausgetragenen Mannschaftswertung. Zusammen mit Anja Birkenfeld und Tamara Bretthauer gewann Frank für die Bogenschützen Grün-Weiß Kassel den Hessenmeistertitel mit 26 Ringen Vorsprung auf die Zweitplatzierten aus Götzenhain. „Gerne auch international, das wäre genial“, blickte Frank Plitt zuversichtlich in die Zukunft und kündigte an, dafür ab dem Jahr 2024 das Feldbogenschießen zu intensivieren.

Zum zweiten Mal nach 2018 gewann Timo Durchdewald den Hessenmeistertitel in der Blankbogen-Herrenklasse. „543 Ringe sind meine Bestleistung, für mich ist das sensationell“, so der 45-Jährige vom SV Nieder-Florstadt, der zuletzt durch Schulterprobleme gehandicapt war. „Die konnte ich durch das verstärkte Aufwärmen lösen.“ Mit 37 Ringen Vorsprung wurde Timo Durchdewald, der im Hessischen Schützenverband auch als Honorartrainer tätig ist, überlegen seiner Favoritenrolle gerecht und er visiert als nächste Zielsetzung eine weitere Medaille bei den Deutschen Meisterschaften an.

Zum zweiten Mal nach 2012 siegte Tina Dietz in der Blankbogen-Damenklasse. Mit 486 Ringen setzte sich die Frankfurterin mit 16 Ringen Vorsprung gegenüber der Zweitplatzierten Sandra Castro (ehem. Mosig) durch, die zuletzt im Jahr 2018 den Titel gewann. Titelverteidigerin Bianca Klotzsche vom SV Dauernheim lag nach der ersten Hälfte des 60-Pfeile-Wettkampfes noch sechs Ringe vor der späteren Siegerin, fiel in der zweiten Runde dann aber auf den dritten Platz zurück.

In der weiblichen Masterklasse strahlte Bo Alice Bergenthal über den Gewinn ihres ersten Hessenmeistertitels. „Das war sehr gut“, so die 51-Jährige des SV Rot-Weiss Eppe. „Ich hatte gesundheitliche Probleme und musste meine Kraft erst wieder aufbauen.“ In einer knappen Entscheidung setzte sich Bo Alice Bergenthal mit vier Ringen Vorsprung auf die Zweitplatzierte Sylvia Löwe vom BC Pfeil Treysa durch.

Die Erstplatzierten im Überblick:

Mannschaften Herren/Damen

Herren

Damen

Master männlich

Master weiblich

Jugend

Schüler

Langbogen – Titelhattrick von Jürgen Lippek

„Ich dachte, es wird härter“, sagte Jürgen Lippek nach seinem überlegenen Titelgewinn im Langbogenwettbewerb. Mit 468 Ringen blieb der 67-Jährige aus der Knüll-Gemeinde Wallenstein nur zwei Ringe unter seinem eigenen Hessenrekord und freute sich über den erfolgreichen Titelhattrick. „Es ist ein Topergebnis, das hatte ich von mir erwartet“, stellte er fest, nachdem er mit 48 Ringen Vorsprung den Meistertitel gewonnen hatte. „Die Hallenwettkämpfe sind die Basis für die Saison im Freien“, unterstrich er und verwies auf seine Zielsetzung, beim Hessischen Schützenverband einen Leistungskader für die Disziplin „Bogen 3D“ aufzubauen.

Die Erstplatzierten im Überblick:

Einzel – offene Klasse

Die vollständigen Ergebnislisten der Hessischen Landesmeisterschaften Bogenschießen in der Halle gibt es hier. 

Mehr Bilder von den Landesmeisterschaften Bogen Halle gibt es in unserer Galerie.