Timo Helmke und Judith Icking mit dem Recurvebogen vorn
Mit dem olympischen Recurvebogen gewann erstmals Timo Helmke den Einzeltitel bei den Herren. „Ich hatte mir was ausgerechnet“, sagte der 36-jährige Wormser, der den Titel für den PBC Bürstadt gewann. „Vor drei Jahren war ich Vizemeister und habe seitdem viel trainiert. Es war mein bisher größter Erfolg und es war anstrengend. Aber es waren ein guter Platz und gute Bedingungen“, sagte er nach seinem Finalsieg gegen Nilas Kolde vom SV Moischt.
Nach dem 72-Pfeile-Vorkampf auf 70 Meter Entfernung hatte sich Timo Helmke mit 594 Ringen als Fünfter für die Finalrunde qualifiziert. Mit einem glatten 6:0 Erfolg in drei Sätzen gegen den Groß-Gerauer Sascha Jourdan glückte ihm ein optimaler Start und auch gegen den Eberstädter Lukas Reißer im Halbfinale behielt er ohne Satzverlust mit 6:0 die Oberhand. Spannung herrschte dann im Goldfinale gegen Nils Kolde, der im Halbfinale gegen Titelverteidiger Philipp Löhr von Diana Ober-Roden in fünf Sätzen mit 6:4 gewonnen hatte. Nils Kolde hatte nach drei Sätzen und einer 4:2 Führung den Sieg im Visier, doch Timo Helmke, glich im vierten Satz mit 27:24 Ringen zum 4:4 aus. Im entscheidenden fünften Satz steigerten sich beide Finalisten und mit einer nahezu optimalen Passé holte sich Timo Helmke mit 29:26 Ringen die fehlenden Punkte zum 6:4 Titelgewinn. Philipp Löhr konnte sich im kleinen Finale um die Bronzemedaille gegen Lukas Reißer mit 6:4 Punkten durchsetzen.
„Ich hatte gehofft, dass es gut wird“, erzählte Judith Icking nach ihrem Titelgewinn bei den Frauen. „Ich habe bei den Finals in Berlin teilgenommen und dafür viel trainiert.“ Mit 552 Ringen gewann die 31-Jährige die Qualifikationsrunde und startete mit einem glatten 6:0 Sieg in drei Sätzen gegen Jana David vom BSC Rüsselsheim ins Finale. „Da war es windstill und das war gut, denn jetzt ist es gelaufen.“ Gegen Katrin Richter aus Hanau gewann sie im Halbfinale in vier Sätzen (6:2) und zog ins Goldfinale gegen Annika Paul vom SV Arolsen ein, in dem sie glatt in drei Sätzen mit 6:0 siegte.
Neben ihrem bisher größten Erfolg im Einzelwettbewerb hatte Judith Icking Anteil am ersten Mannschaftssieg für den SV Moischt. Zusammen mit Michael Meinecke und Nils Kolde gewann sie die Mannschafts-Goldmedaille vor dem SV Eberstadt, dessen Team wie im Jahr 2019 den Vizemeistertitel gewann.
Für die Topleistung des Wochenendes sorgte aber ein Nachwuchstalent mit dem Recurvebogen. Phil Lüttmerding überraschte mit 673 Ringen auf 60 Meter Entfernung in der Jugendklasse und einem überlegenen Titelgewinn nach einer Finalrunde ohne Satzverlust. Der junge Nationalschütze vom SV Böddiger hatte in der Qualifikationsrunde nach 72 Pfeilen einen Vorsprung von 88 Ringen auf den Zweitplatzierten Korbacher Oleksandr Kotenko und im Finale ließ er in keiner Phase Zweifel darüber aufkommen, dass er seiner klaren Favoritenrolle gerecht werden wird. Nach dem Büdinger Marc Morin im Viertelfinale, Levin Preuß von der SG Tell Dietzenbach im Halbfinale besiegte er auch Oleksandr Kotenko im Goldfinale jeweils in drei Sätzen mit 6:0 Punkten. Damit knüpfte er an seinen Sieg im Jahr 2019 an, als er den Titel in der Schülerklasse gewann.
Ähnlich überlegen siegte Linda Durchdewald in der weiblichen Jugendklasse. Vor drei Jahren noch Hessenmeisterin in der Schülerklasse B siegte die Nieder-Florstädterin problemlos in der weiblichen Jugendklasse. Nach dem Sieg in der Qualifikation und einem Freilos im Viertelfinale besiegte sie im Halbfinale Sophia Margarete Derr von der SG Langen sicher in drei Sätzen mit 6:0. Spannender wurde es im Goldfinale gegen Nele Harbusch vom SV Böddiger, die den ersten Satz mit 27:25 Ringen für sich entschieden hatte. Danach steigerte sich Linda Durchdewald und holte sich den Hessenmeistertitel mit 6:2 Satzpunkten.
Eine Überraschung war der Sieg des Homburgers Jonas Wolfrom bei den Junioren. André Preußner vom SV Nieder-Florstadt hatte die Qualifikation mit 617 Ringen klar dominiert und war mit einem sicheren 6:2 über Luca Engel vom SV Böddiger ins Goldfinale eingezogen. Jonas Wolfram musste im Viertelfinale über fünf Sätze kämpfen, bis er Julius Keim vom SV Arolsen mit 7:3 Punkten besiegt hatte. Leichter fiel ihm der Sieg über Leon Dreyer vom SV Moischt (6:0) und im Goldfinale gegen André Preußner gelangen ihm zwei starke erste Passén. Mit 29 und 28 Ringen ging er nach sechs Finalpfeilen mit 4:0 Satzpunkten in Führung. Den dritten Satz holte sich André Preußner mit 26:21 Ringen, doch zur erhofften Wende zugunsten des Favoriten reichte es nicht. Mit 26:25 Ringen gewann Jonas Wolfram den vierten Satz und ging mit 6:2 Punkten als Hessenmeister von der Schießlinie.
Florian Grafmans und Carolin Landesfeind werden Favoritenrolle gerecht
„Sicher ist es nie, es gibt immer Überraschungen“, sagte Florian Grafmans nach seinem Sieg bei den Compoundbogen-Herren, mit dem er sich den dritten Titelgewinn nach 2017 und 2018 sicherte. Der 31-jährige Nationalschütze vom SV Böddiger war mit 696 Ringen und Rang eins in der Qualifikation, sowie einer souveränen Finalrunde seiner Favoritenrolle eindrucksvoll gerecht geworden. „Im Finale war ich nur einmal nur kurz in Rückstand geraten“, stellte er zufrieden fest. Im Viertelfinale hatte er gegen Sebastian Lensing mit 140:136 Ringen nach 15 Pfeilen auf 50 Meter Entfernung gewonnen. Im Halbfinale setzte er sich gegen Titelverteidiger Björn Bullinger mit 146:138 Ringen durch klar durch und ebenso deutlich besiegte Florian Grafmans im Goldfinale Pascal Schmidt vom BSC Gießen mit 145:140 Ringen. „Nachdem die internationalen Aufgaben erledigt sind, konzentriere ich mich jetzt noch auf die Ranglistenturniere und die Deutschen Meisterschaften“, kündigte der im unterfränkischen Kleinlangheim lebende Florian Grafmans an.
Ähnlich deutlich wurde Carolin Landesfeind ihrer Favoritenrolle bei den Compound-Frauen gerecht. Die 34-Jährige aus dem nordhessischen Gudensberg hatte die Qualifikationsrunde mit 688 Ringen gewonnen und dominierte alle drei Finalbegegnungen deutlich. „Das Vorrundenergebnis war okay und im Finale konnte ich meine Technik gut umsetzen“, erzählte Carolin Landesfeind, die während des Wettkampfes auch durch Probleme an der Visierung ihres Compoundbogens nicht zu stoppen war. So besiegte sie in der ersten Finalrunde Evelyn Bernhardt vom SV Ballersbach (144:130) und im Halbfinale Christine Stohrer vom SV Dauernheim (143:136), bevor sie im Goldfinale ihren dritten Hessenmeistertitel nach 2013 und 2014 gegen Kristin Schönbach von den Offenbacher Flobertschützen gewann. Zunächst hatte es nach einem Familienfinale mit ihrer Mutter Dorith Landesfeind ausgesehen. Die zehnfache Hessenmeisterin und ehemalige Nationalschützin hatte im Halbfinale gegen Kristin Schönbach nach zwölf Pfeilen klar geführt, bevor der Titelverteidigerin vom SV Böddiger ein Fehlschuss mit dem vorletzten Pfeil unterlief. So nutzte die Offenbacherin ihre unerwartete Siegchance und schaffte mit 138:131 Ringen den Einzug ins Goldfinale. Damit kam es zur Neuauflage des Hallen-Halbfinales bei den Deutschen Meisterschaften 2022 und wieder setzte sich Carolin Landesfeind deutlich durch. Mit 143:139 Ringen feierte Carolin Landesfeind ihren Einzelsieg, nachdem sie zusammen mit Florian Grafmans und Sören Reyer auch den Mannschaftstitel erfolgreich für den SV Böddiger verteidigt hatte.
Die Erstplatzierten im Überblick:
Recurvebogen
Mannschaft
1. SV Moischt 1763
2. SV Eberstadt 1662
3. PSG Groß-Gerau 1659
Herren
1. Timo Helmke (Bürstadt) 594 6:0 6:0 6:4
2. Nils Kolde (Moischt) 594 6:4 6:4 4:6
3. Philipp Löhr (Ober-Roden) 615 6:2 4:6 6:4
Damen
1. Judith Icking (Moischt) 552 6:0 6:2 6:0
2. Annika Paul (Arolsen) 533 6:0 6:2 0:6
3. Katrin Richter (Hanau) 456 6:5 2:6 6:4
Junioren
1. Jonas Wolfrom (Homburg) 563 7:3 6:0 6:2
2. André Preußner (Nieder-Florstadt) 617 6:0 6:2 2:6
3. Leon Dreyer (Moischt) 528 6:0 0:6 6:4
Juniorinnen
1. Swane Keuchel (Moischt) 465
2. Lea Waffenschmidt (Heinebach) 301
Jugend
1. SV Böddiger 1774
Einzel männlich
1. Phil Lüttmerding (Böddiger) 673 6:0 6:0 6:0
2. Oleksandr Kotenko (Korbach) 585 6:0 7:1 0:6
3. Samuel Philipp Müller (Moischt) 527 6:4 1:7 6:0
Einzel weiblich
1. Linda Durchdewald (Nd-.Florstadt) 569 6:0 6:0 6:2
2. Nele Harbusch (Böddiger) 549 6:0 6:2 2:6
3. Laura Engel (Böddiger) 552 6:0 2:6 6:0
Compoundbogen
Mannschaft
1. SV Böddiger 2056
2. Offenbacher Flobertschützen 1986
3. BS GW Kassel 1973
Herren
1. Florian Grafmans (Böddiger) 696 140 146 145
2. Pascal Schmidt (Gießen) 680 139 142 140
3. Jeremy Achenbach (Weidenhausen) 668 141 141 143
Damen
1. Carolin Landesfeind (Böddiger) 688 144 143 143
2. Kristin Schönbach (Offenbach) 663 140 138 139
3. Dorith Landesfeind (Böddiger) 649 142 131 132
Master
1. David Hesse (Vellmar) 657
2. Markus Tripp-Noll (Böddiger) 657
3. Yasar Sarikaya (Kassel) 653
Senioren
1. Walter Kienzler (Bad Soden-Stolzenberg) 636
2. Rolf Sicrakowski (Vellmar) 515
Junioren
1. Noah Marcinek (Moischt) 606
2. Laura Alberty (Wehen) 585
3. Astrid Kindermann (Arolsen) 538
Jugend
1. Nikolas Kubik (Gießen) 558