Von Beschlüssen bis Königsschuss – Gesamtvorstand des Hessischen Schützenverbandes traf sich in Romrod
Königsschießen des Gesamtvorstandes
Wie in jedem Jahr bildete das Königsschießen den Auftakt zum Sitzungswochenende. Geschossen wurde mit dem Kleinkalibergewehr auf einen hölzernen Adler in 25 Metern Entfernung – ein Wettbewerb, der gleichermaßen Präzision, Geduld und Nervenstärke verlangt.
Pünktlich um 14:57 Uhr am Samstag begann der Wettkampf. Schon nach 29 Minuten und 35 Schuss fiel die Krone: Ehrenmitglied Manfred Winter wurde neuer Kronenritter (3. Ritter).
Nur 24 Minuten und 28 Schuss später stand auch der Apfelritter (2. Ritter) fest – Ehrenmitglied Jürgen Grenzer traf um 15:50 Uhr ins Ziel.
Mehr Geduld erforderte das Zepter: Nach 46 Minuten und 57 Schuss fiel es um 16:36 Uhr, und Friedhelm Zinke, Bezirksschützenmeister des Bezirks 12 Witzenhausen, wurde Zepterritter (1. Ritter).
Am längsten dauerte wie gewohnt der Kampf um den Rumpf – und damit um den Königstitel. Nach 1 Stunde und 24 Minuten und insgesamt 103 Schuss fiel schließlich der Adler. Klaus-Jürgen Hensel, Bezirksschützenmeister des Schützenbezirks 24 Marburg, schoss den Vogel ab und wurde damit neuer Schützenkönig des Gesamtvorstandes 2025.
Die nächste Herbst-Gesamtvorstandssitzung wird daher am 10. und 11. Oktober 2026 voraussichtlich in Fronhausen im Bezirk Marburg stattfinden.
Zum Abschluss des Tages kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Dorfgemeinschaftshaus Ober-Breidenbach zu einem geselligen Abend zusammen. Die zahlreichen Helferinnen und Helfer des Schützenvereins Ober-Breidenbach hatten mit einem reichhaltigen Buffet und einer großen Auswahl an Getränken bestens für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt.
Im Verlauf des Abends wurden nicht nur das neue Königshaus des Gesamtvorstandes proklamiert, sondern auch der Gewinner der Ehrenscheibe bekannt gegeben. Beim Ehrenscheibenschießen gibt jedes Mitglied des Gesamtvorstandes einen Schuss auf eine Scheibe in 50 Metern Entfernung ab – der beste Treffer entscheidet. Ehrenmitglied Manfred Winter, Sieger des Vorjahres, überreichte die kunstvoll gestaltete Ehrenscheibe an den neuen Gewinner: Florian Keil, Bezirksschützenmeister des Bezirks 38 Starkenburg, nahm die Scheibe, die eine Gams in einer verschneiten Hügellandschaft zeigt, erfreut entgegen.
Gesamtvorstandssitzung
Am Sonntagvormittag kamen die Vorstandsmitglieder im Dorfgemeinschaftshaus von Ober-Breidenbach zur Sitzung zusammen. Präsidentin Tanja Frank eröffnete die Zusammenkunft, begrüßte die Anwesenden und gratulierte mehreren Mitgliedern, die in den vergangenen Monaten runde Geburtstage feiern konnten. Ein besonderer Gruß galt Olaf Schwegler, dem Bogenreferenten des HSV, der am Sitzungstag selbst Geburtstag hatte.
In ihrem Bericht blickte Frank auf das vergangene Jahr zurück. Sie erinnerte unter anderem an den Parlamentarischen Abend in Berlin, den der Deutsche Schützenbund zusammen mit dem Deutschen Jagdverband veranstaltet hatte. Dabei hatten auch Vertreterinnen und Vertreter des HSV die Gelegenheit, ihre Anliegen und Positionen im persönlichen Gespräch mit Politikerinnen und Politikern zu erläutern. Außerdem berichtete sie vom Fortschritt des Projekts „Schützen im Dialog“, dessen fünf Auftaktveranstaltungen auf großes Interesse gestoßen waren. Die Fortsetzung der Reihe hat bereits begonnen – die erste neue Veranstaltung fand im Landesleistungszentrum Frankfurt zum Thema „Extremistische Symbole und Codes“ statt. Die nächste Veranstaltung folgt am 30. Oktober in Langenselbold.
Berichte aus Präsidium und Referaten
Vizepräsident Thomas Scholl eröffnete seinen Bericht mit einem Rückblick auf das Landeskönigsschießen 2024, das erfreulich hohe Teilnehmerzahlen verzeichnete. Auch das Bundeskönigsschießen sei erfolgreich verlaufen. Das nächste Landeskönigsschießen findet am 12. Februar 2026 im Landesleistungszentrum Frankfurt statt.
Scholl informierte zudem über Pläne des Deutschen Schützenbundes, ab 2027 erstmals einen „Auflagekönig“ auszuschießen. Noch liegt hierzu keine endgültige Ausschreibung vor. Darüber hinaus rief er die Vereine dazu auf, sich für die Ausrichtung künftiger Hessischer Schützentage ab 2029 zu bewerben.
Vizepräsident Markus Weber, zuständig für das Waffenrecht, dankte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geschäftsstelle – insbesondere Victoria Anders – für ihre engagierte Arbeit bei der Bearbeitung der Waffenanträge. Er wies darauf hin, dass ab dem 1. Januar 2026 die Bedürfnisbestätigungen zum Erhalt waffenrechtlicher Erlaubnisse nicht mehr von den Vereinen, sondern ausschließlich vom Verband ausgestellt werden dürfen. Die Gebühr dafür beträgt 20 Euro. Weber kündigte an, dass der HSV hierzu in den kommenden Wochen weitere Informationen an die Bezirke verschicken wird.
In seinem Bericht sprach Weber außerdem die laufende Evaluation des Waffenrechts an, die vom Bundesinnenministerium initiiert wurde. Der HSV war über den Deutschen Schützenbund (DSB) an der Stellungnahme beteiligt und wird sich auch an der geplanten zweiten Runde Anfang 2026 beteiligen. Ziel bleibe eine „schützengerechte Weiterentwicklung des Waffenrechts“.
Jugendleiter Stefan Rinke berichtete über die Deutschen Meisterschaften im Lichtschießen, die im Landesleistungszentrum Frankfurt ausgetragen wurden. Dabei habe es noch an der einen oder anderen Stelle gehakt, insgesamt sei die Veranstaltung aber sehr gut abgelaufen. Er freute sich, dass die Deutschen Meisterschaften im Lichtschießen auch 2026 wieder in Frankfurt stattfinden werden.
Bei den Deutschen Meisterschaften 2025 wurde direkt die höchstmögliche Trefferzahl von 200 Ringen erreicht – ein beachtliches Ergebnis im Nachwuchsbereich. Kritisch merkte Rinke jedoch an, dass viele Kinder inzwischen mit sehr kostspieliger Ausrüstung anträten, was dem ursprünglichen Gedanken des Lichtschießens widerspreche. Des Weiteren appellierte er an die Vereine, sich stärker im Bereich der Dreistellungswettbewerbe zu engagieren, da die Teilnehmerzahlen dort in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen seien.
Schatzmeister Thomas Stumpf berichtete über personelle Veränderungen in der Geschäftsstelle. Nach dem Ruhestand von Werner Bielaczek unterstützen nun Kerstin Faeser und Nicole Günes die Buchhaltung. Zudem übernahm Sandra Richter Aufgaben der ausgeschiedenen Stina Gruppe. Zurzeit sind zwei Positionen ausgeschrieben: eine hauptamtliche Projektleitung für das Projekt „Schützen im Dialog“ sowie eine ehrenamtliche Pressereferentin oder ein ehrenamtlicher Pressereferent als Nachfolge für Werner Wabnitz, der im kommenden Jahr sein Amt niederlegen wird.
Sportleiter Otmar Martin stellte die jüngsten Entwicklungen im Sportbereich vor. In mehreren Disziplinen wurden neue Altersklassen V und VI eingeführt, in denen bereits Landes- und Deutsche Meisterschaften ausgetragen wurden. Die hessischen Schützinnen und Schützen konnten dabei beachtliche Erfolge erzielen. Darüber hinaus arbeitet der Deutsche Schützenbund an der Einführung einer neuen Sportsoftware, zu der bereits erste Workshops stattgefunden haben. Für das Sportjahr 2026 kündigte Martin außerdem die Gründung neuer Verbandsligen an. Die entsprechende Ligaordnung soll in Kürze veröffentlicht werden.
HSV-Geschäftsführer René Würmser berichtete ebenfalls über das Projekt „Schützen im Dialog“. Eine hauptamtliche Projektleitung soll künftig die Organisation übernehmen. Das Thema Extremismusprävention wurde inzwischen auch in die Jugendbasislizenz und die Trainerausbildung integriert.
Scholl informierte zudem über die von Werner Wabnitz erstellte Chronik zum 75-jährigen Bestehen des Verbandes, die ab sofort vorbestellt werden kann und ab dem Hessischen Schützentag 2026 erhältlich sein wird. Bereits jetzt kann man die Chronik über die Website des Hessischen Schützenverbandes vorbestellen. Bezirksschützenmeister Jens Kröger gab einen Ausblick auf den Hessischen Schützentag 2026, dessen Vorbereitungen bereits laufen.
Neue Referenten bestätigt
Der Gesamtvorstand bestätigte im Rahmen der Sitzung auch zwei neue Referenten, die zuvor vom Präsidium ernannt worden waren. Beide Bestätigungen erfolgten einstimmig.
Das Amt des Referenten Auflage übernimmt ab sofort Jürgen Nagelschmidt. Der 77-Jährige aus Wächtersbach war als Techniker im Anlagenbau tätig und ist seit 1962 Mitglied in einem Schützenverein. Seitdem ist er selbst aktiver Gewehrschütze und hat in seinem Verein verschiedene Vorstandsämter übernommen, darunter 17 Jahre lang den Vorsitz. Darüber hinaus engagiert er sich seit vielen Jahren als Referent Auflage im Schützenbezirk Main-Kinzig. Bereits 1986 übernahm er als Honorartrainer Verantwortung für den Gewehrkader des Hessischen Schützenverbandes und bringt damit jahrzehntelange Erfahrung in die Verbandsarbeit ein.
Aus beruflichen Gründen musste Tanja Hunjadi ihr Amt als Referentin Sommerbiathlon aufgeben. Ihre Nachfolgerin ist Jana Steenbock. Die gebürtige Butzbacherin ist seit über 15 Jahren für den SV Laubach im Sommerbiathlon aktiv und kennt die Disziplin sowohl sportlich als auch organisatorisch aus eigener Erfahrung. Steenbock lebt in der Nähe von Marburg und ist beruflich als Lehrerin an einem Gymnasium tätig. Sie freut sich darauf, künftig die Interessen des Sommerbiathlons und des Target Sprint im Hessischen Schützenverband zu vertreten und die weitere Entwicklung dieser Sportarten mitzugestalten.
Weitere Themen
Unter dem Punkt „Allgemeine Verbandsangelegenheiten“ berichtete Schatzmeister Stumpf schließlich über die Planungen zur Sanierung bzw. zum Neubau des Landesleistungszentrums in Frankfurt. Die Räume der Geschäftsstelle im ersten Stock wurden erst kürzlich renoviert und sollen in ihrer jetzigen Form erhalten bleiben. Die Anlagen im Erdgeschoss sollen jedoch vollständig umgestaltet und zum großen Teil neu gebaut werden. Dabei sollen unter anderem ein großer Schulungsraum, größere sanitäre Anlagen und Umkleideräume für die Sportlerinnen und Sportler entstehen. Der derzeitige Kleinkaliberstand soll zukünftig auf der gesamten Breite mindestens über 50-Meter-Bahnen verfügen. Die Luftdruck- bzw. Finalhalle soll verlegt und vollständig neu gebaut werden.
Bevor die Planung jedoch weiter vorangetrieben werden kann, müssen noch Genehmigungen verschiedener Behörden – unter anderem aus den Bereichen Umwelt-, Gewässer- und Naturschutz – eingeholt werden.
Abschluss
Um 12:55 Uhr schloss Präsidentin Tanja Frank die Sitzung. Sie sprach den anwesenden Vorstandsmitgliedern ihren Dank für die gute Zusammenarbeit aus und würdigte zugleich Sportleiter Otmar Martin für die Ausrichtung der diesjährigen Gesamtvorstandssitzung. Ein besonderer Dank galt außerdem den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geschäftsstelle sowie den Helferinnen und Helfern des örtlichen Schützenvereins, die mit ihrem Einsatz für eine reibungslose Organisation des Wochenendes sorgten.